Mittwoch, 16. August 2023

Rezension zu " Ick bin Max Liebermann. Det is jenug!" von Walter Püschel

 

Inhalt

Über Max Liebermann, bekannt für seine pointierten Aussprüche, kursierten im Berlin des Kaiserreichs und der Weimarer Republik zahlreiche Anekdoten. Sie sind von Reportern und Kunstliebhabern notiert worden, wurden in Künstlerkreisen und den Salons kolportiert oder nach dem Hörensagen auf der Straße weitergegeben. Liebermann, der berühmteste Maler seiner Zeit, Kopf der Berliner Sezession und Akademiepräsident, war ein höchst kultivierter Bürger, der dennoch in höchstem Maße über das verfügte, was man »Berliner Schnauze« nennt: Schlagfertigkeit und jener Witz, der hinter die Dinge guckt, Pathos erdet und einen philosophischen Hosenboden hat.  

Die von Walter Püschel in vielen Quellen gesammelten Anekdoten führen in das Atelier des Malers, in die preußische Akademie, in die Kreise der betuchten Berliner, wo Liebermann, der alles andere als ein Salonlöwe war, dennoch im Mittelpunkt jeder Gesellschaft stand; sie führen zu seinen Kontrahenten und Anhängern in Künstler- und Gesellschaftskreisen, darunter der Kaiser, der den »Schmutzmaler« hasste, und der bayerische König, der Liebermann liebte, aber nicht verstand. 

 

Autor  

Walter Püschel, geboren 1927, arbeitete als Lektor, war Autor von Jugendbüchern und historischen Romanen (u.a. des Karl-May-Romans »Old Shatterhand in Moabit«) und schrieb Hörspiele. Püschel sammelte und veröffentlichte Anekdoten über Persönlichkeiten insbesondere aus der preußischen und Berliner Geschichte, unter anderem über Friedrich II., Blücher, Zille, Sauerbruch. 

 Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel; 1. Edition (6. April 2022)

 Sprache ‏ : ‎ Deutsch

 Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 128 Seiten

 ISBN-10 ‏ : ‎ 3359030206

 ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359030201

Meine Einschätzung

Ich liebe die Werke von Max Liebermann und besuche sehr gern unser Kunstmuseum, um die Bilder dieses bedeutenden Künstlers zu betrachten. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass der Eulenspiegel Verlag dieses Buch mit Anekdoten über Max Liebermann herausgebracht hat. 

Der Maler wurde 1847 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie in Berlin geboren und starb dort im Jahre 1935. Er war der berühmteste Maler seiner Zeit und Akademiepräsident. Als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen, legte er sein Amt als Akademiepräsident nieder.

In unterhaltsamer Form oft mit viel Humor, erfährt der Leser Näheres über den Menschen Liebermann. Oft wurden Aussprüche im Berliner Jargon von ihm gesagt. So zeigte sich seine direkte Art.

Liebermanns Wohnhaus am Pariser Platz war gleich neben dem Brandenburger Tor. Der Maler hatte es von seinem Vater geerbt.  »Nachdem Max Liebermann berühmt geworden war, hatte der Berliner Volksmund auf die Frage, wo der Maler Liebermann wohne, die Antwort parat: ›Wenn man nach Berlin reinkommt, gleich links!‹« 

Neben Anekdoten enthält das Buch eine Reihe von Aussprüchen, Briefstellen und Notizen Liebermanns, die die künstlerische und politische Überzeugung von ihm verdeutlichen.

Originalzitate des Malers sind mit einem Stern gekennzeichnet. Am Ende des Buches findet man ein Quellenverzeichnis.

In den Anekdoten erfährt man auch einiges über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend. So kann man darüber lesen, wie er schon als Schuljunge begeistert zeichnete und seine Schulhefte mit Tierzeichnungen, Porträts von einfachen Leuten - Leuten von der Straße - füllte. Schon als Zwölfjähriger veröffentlichte eine Zeitschrift von ihm zwei Federzeichnungen, für die er 2 Taler erhielt. Das gefiel seinem strengen Vater aber überhaupt nicht. Dieser war sehr empört darüber, dass Max eine künstlerische Laufbahn einschlagen wollte. Wie es Liebermann doch gelang, seinenTraum zu verwirklichen, kann man in einigen Anekdoten hier im Buch lesen.

Interessant fand ich, dass der berühmte Chirurg Sauerbruch sein Nachbar war. Als dieser sich beschwerte, dass die Sitzungen für sein Porträt zu lange dauerten, entgegnete ihm Liebermann: "Wenn Sie ’n Fehler machen, lieber Professor, dann deckt ihn anderntags der grüne Rasen. Aber ’n Fehler von mir sieht man über hundert Jahre an der Wand hängen." 

Sehr interessant fand ich auch seine Bemerkungen zu künstlerischer Freiheit, die er an die Redaktion des "Vorwärts" im Jahre 1918 schrieb. Er beschäftigte sich auch viel mit der Phantasie in der bildnerischen Kunst und betonte, dass ein Maler malen soll, was er sieht und nicht nach Theorien.

Er war ua. ein großer Verehrer der Dichtkunst von Goethe. Auch erfährt der Leser, dass er die italienische bildnerische Kunst nach einer Italienreise mit ganz anderen Augen betrachtete und erstaunt war, über ihre Schönheit.

Nach der Machtergreifung von Hitler, lebte der Künstler bis zu seinem Tod zurückgezogen in Berlin. Viele seiner Werke wurden als "Entartete Kunst" von den Nazis beschlagnahmt...

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Leben und Werk dieses bedeutenden deutschen Künstlers wurden mir dadurch näher gebracht. Ich werde jetzt mit ganz anderen Augen seine Werke in Ausstellungen betrachten.  Dieses Buch kann ich jedem Kunstfreund nur empfehlen.

 


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