Sonntag, 29. Oktober 2017

Rezension zu "Marlenes Geheimnis" von Brigitte Riebe

Inhalt

Drei Frauen, drei Generationen und ein Geflecht aus Lügen

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage …


Autorin:

Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche historische Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte wieder lebendig werden lässt. Mit „Marlenes Geheimnis“ widmet sie sich nun der Kriegs-und Nachkriegszeit um 1945. Auch die Familie der Autorin mütterlicherseits stammt aus Nordböhmen, wo sie wie viele Sudetendeutsche nach dem Ende des Dritten Reichs das Schicksal von Vertreibung und Flucht erlitt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München. 


Gebundene Ausgabe: 432 Seiten 
Verlag: Diana Verlag (11. September 2017) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3453292057 
ISBN-13: 978-3453292055
zu kaufen: http://amzn.to/2xyFY59

Meine Einschätzung

Der Roman beschreibt die Geschichte dreier Generationen, Eva,  Marlene, Marlenes Halbschwester Vicky und deren Tochter Nane. Es handelt vom Leben von Eva mit ihren Eltern im Sudetenland, der Verteibung der Deutschen nach dem Krieg, das Leben als Flüchtling und endlich angekommen in der neuen Heimat am Bodensee. Es handelt von Liebe über alle gesellschaftliche Schranken hinaus, von der Unmenschlichkeit und Elend des Krieges, von der Kraft der Menschlichkeit in dieser schrecklichen Zeit, die Stärke von Freundschaft, aber auch von Hass und Lügen, die ein Leben begleitet haben....
Mich hat der Roman von Anfang an gefesselt. Da Brigittes Riebes historische Romane mir besonders gefallen, war ich schon sehr gespannt auf dieses Buch und ich wurde nicht enttäuscht. In ihrer besonderen Schreibweise, gelingt es ihr immer wieder den Leser mit auf eine Reise zu nehmen. Man sieht die Geschehnisse direkt beim Lesen vor sich. Taucht ein in eine Welt, die nie vergessen werden darf. Man erlebt zu welcher Stärke die handelnden Frauen in einer Welt voll Entsetzen, Mord, Hunger und Zerstörung heranwachsen. Eva, die im Krieg die Liebe ihres Lebens erlebt, aber auch ihre liebsten Menschen verliert, hat immer wieder die Kraft für andere Menschen, besonders für die kleine Marlene da zu sein. Man bangt mit ihr und hofft doch noch auf ein gutes Ende.
Ihre Enkelin Nane liest nach dem Tode ihrer Oma deren Aufzeichnungen und so manches Geheimnis wird dadurch aufgedeckt. Gleichzeitig hilft sie ihrer Tante Marlene bei der Apfelernte am Bodensee und durch die wunderbare Beschreibung , fühlt man sich als Leser in die wunderschöne Landschaft am Bodensee versetzt. Aber auch Nanes Mutter hat ein Geheimnis, das sie nun erst nach dem Tod der eigenen Mutter aufdecken wird...Die Geschichte lebt von Spannung, gefühlvollen, aber auch schrecklichen Momenten. Ich selbst habe viel Neues vom Leben der Sudetendeuschen und der politischen Hintergründe ihrer Vertreibung erfahren. Da meine Mutti auch als Flüchtlingskind mit meiner Oma, Uroma und ihrem kleinen damals 5 Monate alten Bruder aus Ostpreußen in die brandenburgische Stadt kam, die im Buch beschrieben ist, habe ich mich nach dem Lesen des Buches mit ihr lange darüber unterhalten.Sie erzählte mir, dass ihre Familie Glück hatte und gleich von lieben Menschen in ihrem Haus aufgenommen wurde. Auch von Soldaten der Roten Armee hat sie als Kind oft Grütze bekommen. Es gab also auch viel Menschliches nach dem Grauen des Krieges. Gerade heute ist dieses Buch sehr aktuell. Man sollte sich mehr in die Menschen reinversetzen, die ihre Heimat heutzutage wegen Krieg und Hunger verlassen müssen und sie nicht von vornherein ablehnen.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Diese Zeit darf nicht vergessen werden.
Danke an Brigitte Riebe für spannende, berührende und historisches Wissen vermittelnde Lesestunden.

Rezension zu "Wie derWind und das Meer" von Lilli Beck

Inhalt

München, April 1945. Nach einem verheerenden Fliegerangriff irrt der elfjährige Paul mit einem Koffer durch die Trümmerlandschaft. Auf der Suche nach einem Versteck trifft er auf ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah, hat wie er ihre Familie verloren – und sieht Pauls Schwester verblüffend ähnlich. Um in der verwüsteten Stadt nicht allein zu sein und von den Behörden nicht getrennt zu werden, schließen Paul und Sarah einen Pakt: Von nun an werden sie sich als Geschwister ausgeben. Ihr Plan geht auf. Doch wie hätten sie ahnen können, dass Jahre später ihre Notlüge ihr Verhängnis werden würde – und dass sie sich würden verstecken müssen, um sich lieben zu dürfen …


Autorin:
Lilli Beck wurde 1950 in Weiden/Oberpfalz geboren, wo sie auch aufwuchs und nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau absolvierte. Ende 1968 wechselt sie nach München. Nach zwei Wochen tippen bei einem Rechtsanwalt, wurde sie von einer Modelagentin (es gab noch keine Casting-Shows) in der damaligen In-Disco ,Blow up' entdeckt. Es folgten die ersten Fotos in Paris. Anschließend arbeitete sie u.a. für Zeitschriften wie BRIGTTE, landete wegen ihrer perfekten Beine auf Strumpfpackungen und Plakaten, war die Pirelli-Kühlerfigur der 70er Jahre und Covergirl auf der LP "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" von Marius Müller-Westernhagen. Zwischendurch absolvierte sie ein Schauspielstudium, war Cutterassistentin, (u.a. bei Wim Wenders' "Der amerikanische Freund"), und bekam erste TV- und Filmrollen. Durch die intensive Arbeit mit Texten begann sie, Kurzgeschichten zu verfassen. Nach der Geburt ihrer Tochter gab sie die Schauspielerei auf und wechselte hinter die Kamera als Visagistin. 2000 verließ sie die Welt des schönen Scheins, um nur noch zu schreiben. 2002 die ersten Veröffentlichungen von Kurzkrimis. 2008 der erste Roman: "Reich heiraten!", dem "Chili und Schokolade" und "Sie haben sich aber gut gehalten!" folgten. Unter dem Pseudonym Mira Becker hat sie den Roman: "Couchgeflüster" verfasst, und als Annette Bluhm den Weihnachtsroman "Die hässlichste Tanne der Welt". Des weiteren erschienen: "Liebe auf den letzten Blick, "Liebe verlernt man nicht" und "Geld oder Liebe." Im August 2015 "Glück und Glas" eine berührende Saga über 70 Jahre deutsche Geschichte und das bewegenden Schicksal zweier Freundinnen. 

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten 
Verlag: Blanvalet Verlag (18. September 2017) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 376450577X 
ISBN-13: 978-3764505776
zu kaufen:  http://amzn.to/2zWEaVk

Meine Einschätzung

Diese Geschichte hat mich emotional sehr stark berührt. Durch die beeindruckende Erzählweise gelingt es der Autorin, den Leser von Anfang an, in die Geschichte hineinzuziehen. Ich mochte garnicht mehr das Buch aus der Hand legen. Die beiden Hauptgestalten habe ich sofort lieb gewonnen und mit ihnen gebangt und gehofft, gelacht und geweint...Ich stolperte mit ihnen über die Trümmerlandschaft der zerbombten Stadt München, ging mit ihnen auf Suche nach etwas Essbarem oder nach etwas, was man auf dem Schwarzen Markt tauschen konnte, verstand die Aggressivität der Erwachsenen kaum beim Plündern von Vorratslagern und ihrem Verhalten gegenüber den hungernden Kindern, denen sie dann noch das Essbare aus den Händen rissen. Der Krieg hatte viele Menschen zu Tieren gemacht...Doch zum Glück gab es auch welche, die ihre Menschlichkeit bewahrt hatten und ihr Letztes mit den Kindern teilten. So wie die Münchner Blumenfrau, die die Kinder mit zu sich nahm und ihnen Liebe und Wärme gab....bis die Mühlen der deutschen Bürokratie diese heile Welt für mehrere Jahre zerstört.
Der Roman ist in mehrere Zeitabschnitte gegliedert. So erleben wir die Nachkriegszeit, die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, weitere Etappen in der Geschichte der BRD bis 1990...
Das Leben von Paul und Sarah wird bestimmt durch die Angst, das ihre Lüge, das sie Geschwister sind, entdeckt wird und von ihrer aufflammenden Liebe, die für ihre Umwelt ein Geheimnis bleiben muss. Ihren Schwur " Wie der Wind und das Meer" immer füreinander da zu sein, ist im wahren Leben nicht immer leicht einzuhalten. Der Leser kann gespannt sein auf eine emotionale Achterbahn, auf berührende und spannende Lesestunden und auf die Beantwortung der beim Lesen aufkommenden Frage, ob die Liebe Paul und Sarah ein HappyEnd bescheren wird...
Dieser Roman ist gleichzeitig eine Mahnung unsere Kinder vor Krieg zu bewahren - denn sie sind unsere Zukunft. Danke an die Autorin für bewegende Lesestunden.


Dienstag, 10. Oktober 2017

Rezension zu "Das Haus der schönen Dinge" von Heidi Rehn





Inhalt

Der neue große Roman von Erfolgs-Autorin Heidi Rehn über Aufstieg und Fall einer jüdischen Münchner Warenhaus-Dynastie über 100 Jahre - opulent, dramatisch, emotional!
Als der jüdische Kaufmann Jacob Hirschvogl 1897 zum Königlich-Bayerischen Hoflieferanten ernannt wird, glaubt er sich und seine Familie als gleichwertige Mitglieder der Münchner Gesellschaft anerkannt. Zwar begegnet seine Frau Thea Jacobs Enthusiasmus mit einer gewissen Skepsis, doch der Erfolg des Kaufhauses belehrt sie eines Besseren.
Tochter Lily übernimmt das Kaufhaus am Münchner Rindermarkt in den goldenen 20ern und wähnt sich am Ziel aller Wünsche. Eine glückliche Zukunft scheint auf die Familie zu warten, doch als die Nazis die Macht ergreifen, müssen die Hirschvogls erleben, wie sich Bayern und München, das für sie stets Heimat war, plötzlich gegen sie wendet …


Autorin:


Heidi Rehn wurde 1966 in Koblenz/ Rhein geboren und wuchs in einer Kleinstadt am Mittelrhein auf. Zum Studium der Germanistik, Geschichte, BWL und Kommunikationswissenschaften kam sie nach München. Nach dem Magisterexamen war sie zunächst als Dozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig, anschließend war sie PR-Beraterin in einer Agentur. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie mitten in München.
2014 erhielt sie den "Goldenen Homer" für den besten historischen Beziehungs- und Gesellschaftsroman.
Nach ihren erfolgreichen historischen Romanen betrat sie mit ihren letzten Romanen DER SOMMER DER FREIHEIT, TANZ DES VERGESSENS und SPIEL DER HOFFNUNG inhaltliches Neuland. Die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland ist ihr ein besonderes Anliegen.

  
Taschenbuch: 656 Seiten 
Verlag: Knaur TB; Auflage: Originalausgabe (2. Mai 2017) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3426519372 
ISBN-13: 978-3426519370
zu kaufen: http://amzn.to/2yCMVq5 

Meine Einschätzung

Die Autorin nimmt uns mit in die Gründungsjahre von Kaufhäusern. Wir begleiten die jüdische Familie Hirschvogel von 1897 bis 1952. Der Traum von Kaufmann Jacob Hirschvogel der 1897 zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt wird, ist die Eröffnung eines Kaufhauses. Dieser Traum erfüllt sich in den sogenannten "Goldenen Jahren" in München. Das Kaufhaus wird zum begehrtesten Einkaufstempel in München und das bringt der Familie auch viele Neider. Besonders als Hitler an die Macht kommt und die Judenverfolgung in Deutschland ihren Höhepunkt erreicht, wird es für die Familie Hirschvogel und viele Freunde gefährlich in München zu bleiben und das Kaufhaus weiter zu führen.
Im Roman erfährt der Leser viel über die damalige Zeit und am Beispiel von Frau Hirschvogel, ihrer Tochter und deren Freundinnen Interessantes über die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft.
Interessant für mich war auch zu lesen, wie die Mode der damaligen Zeit im Umbruch war, woher immer neue Ideen für die Entwicklung des Kaufhauses genommen wurden. Begeistert hat mich, welche Sozialleistungen die Familie Hirschaus für ihre Mitarbeiter eingeführt hat und wie stark dadurch die Bindung der Mitarbeiter an das Kaufhaus wurde. Die handelnden Personen wurden gut charakterisiert und als Leser hofft und bangt man mit ihnen. Die Autorin versteht auch gut die historischen Geschehnisse der damaligen Zeit in die Erzählung mit einzubinden. Im Klappentext ist ein Stammbaum der Hirschvogelfamilie angegeben. Es tauchen aber noch weitaus mehr Charaktere in der Geschichte auf und es war nicht immer ganz einfach, die ganzen Namen zuzuordnen. Auch ein kleiner Stadtplan von München zeigt bildlich einige Standorte der Handlung.
Ein Glossar am Ende des Buches ist hilfreich um Personen, Orte und Begriffe der damaligen Zeit besser zuordnen und verstehen zu können.
Das Kaufhaus, das im Buch zum Ort des Geschehens wird, hat nie existiert, aber es zeigt ein Beispiel, wie jüdische Kaufleute in der damaligen Zeit mit viel Umsicht die Versorgung der Bevölkerung in den deutschen Städten gesichert und organisiert haben. Um so unverständlicher ist es, welche Grausamkeiten gegen die jüdische Bevölkerung besonders während der Naziherrschaft geschahen. Der Roman ist für uns Mahnung, das es nie wieder Faschimus geben darf und die Verbrechen der Nazis an den Juden nie vergessen werden dürfen.