Donnerstag, 24. März 2022

Rezension zu " Atemhaut" von Iris Blauensteiner

 

Inhalt

Edin bekommt keine Luft mehr. Nachdem er seinen Job in einem Logistikunternehmen verliert, landet er knallhart in der Orientierungslosigkeit. Vor seiner Freundin Vanessa schämt er sich aufgrund des Schicksalsschlags und flüchtet sich weiter und weiter in imaginäre Welten. Wie Granaten schlagen sich die Eindrücke seiner Gegenwart – die Jahrtausendwende steht kurz bevor – im Universum seiner Gefühle nieder und wecken Erinnerungen an Erlebnisse im Jugoslawienkrieg. Nur in Computerspielen ist Edin der Egoshooter-Held, der alles unter Kontrolle hat. Doch wird er auch im Alltag, der ihn wie eine lärmende Geräuschkulisse überrollt, das nächste Level erreichen?In ihrem zweiten Roman Atemhaut, zu dem die Klangkünstlerin Rojin Sharafi den passenden Soundtrack komponiert hat, ist Iris Blauensteiner ein feinfühliges und zutiefst poetisches Porträt eines jungen Mannes gelungen, der seine Identität in einer Welt voller Automatisierungsprozesse neu definieren muss. Was ist er als Mensch noch wert, wenn seine Leistung nicht mehr benötigt wird? „Du siehst Verzweigungen, unzählige Pfade, die von dir wegführen, siehst, dass parallele Möglichkeiten in dir existieren. Die Zukunft ist immer woanders.“

Autorin

Iris Blauensteiner geboren 1986 in Wien. Autorin und Filmemacherin. Diplome der Bildenden Kunst und der Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Startstipendium für Literatur des bmkös 2021, Preis des Drehbuchwettbewerbs „If she can see it, she can be it“ des Drehbuchforum Wien 2019, Award beim Alternative Film/Video Festival Belgrade 2018, Förderungspreis für Literatur der Stadt Wien 2018, Pixel, Bytes & Film - Artist-in-Residence ORF III & Arte Creative 2017 und Aufenthaltsstipendium am Literarischen Colloquium Berlin 2017. Der Roman „Kopfzecke“ erschien 2016 bei Kremayr & Scheriau. www.irisblauensteiner.com 

Herausgeber ‏ : ‎ Kremayr & Scheriau (14. März 2022) 

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3218012791 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3218012799

 

Meine Einschätzung 

Dieses Büchlein erzählt auf ganz empathische Weise die Geschichte des jungen Edin, der mit seinen Eltern aus dem Krieg in Jugoslawien geflohen ist und nun in einem Logistikunternehmen jeden Tag schwere körperliche Arbeit leisten muss. Er lebt zusammen mit seiner großen Liebe Vanessa, die auch in derselben Firma arbeitet. 

Die Schreibweise der Autorin ist wunderbar. Die Geschichte wird hauptsächlich in der Du - Form erzählt. Das unterstreicht den psychischen Zustand des Haupthelden, der jeden Tag auf Arbeit an die Grenzen seiner körperlichen Belastbarkeit geht. Es scheint fast so, als wenn er ein Teil der Maschinerie ist...So erlebt der Leser die Handlung so, als wenn Edin sich von außen beobachtet.

Seine Welt bricht zusammen, als er eines Tages entlassen wird. Nie hat er sich Gedanken, darüber gemacht, welche Arbeit ihn noch interessieren könnte. Körperlich ist er kaum noch belastbar, da er durch die schwere körperliche Arbeit seine Wirbelsäule kaputt gemacht hat. Für eine Umschulung kann er sich auch nicht gleich entscheiden. Es fällt ihm sehr schwer zu akzeptieren, dass nun seine Freundin das Geld auch für ihn mitverdienen muss. Doch seine Kraft reicht zur Zeit nur noch zum Atmen. Dabei beobachtet er seinen Körper ganz genau...Er flieht in Tagträume und sucht Trost in Shooterspielen. Hier ist er anders als im Leben erfolgreich. Auch seine Freundin ist dabei in ihrer Friezeit gern seine Spielpartnerin. Doch im Alltag, wenn er alleine ist, fühlt er sich ohne Arbeit nutzlos. Es scheint, dass auch die Liebe dadurch verloren geht...

Doch seine Freundin hält zu ihm und weckt ihn am Ende des Buches aus seinen Fesseln...Dies wird auch meisterlich durch die Autorin durch das Ablösen der Du- Erzählung zur Ich- Erzählung erzielt.

Wie die Geschichte sich entwickelt vom distanzierten Du zum selbstbewußten Ich kann man in diesem Buch erfahren.

Dank der im Buch befindlichen QR-Codes ist "Atemhaut" nicht nur ein Lesegenuss, sondern die außergewöhnlichen Klänge von Rojin Sharafi unterstreichen die Entwicklung des jungen Haupthelden, der lernt sich selbst zu finden.

Ein berührendes, meisterlich ausdrucksvoll geschriebenes Buch, dem ich viele begeisterte Leser wünsche.
 

 

Rezension zu "Aibohphobia" von Kurt Fleisch

 

Inhalt

Der angesehene und hochdekorierte Psychiater Dr. H. behandelt einen äußerst interessanten Fall, den Patienten S. Der wird trotz mehrmaliger Selbsteinweisung und starker Medikation von Wahnvorstellungen geplagt und sucht einen Ausweg aus seinen Angstzuständen. Dr. H. erkennt in S. das ideale Forschungssubjekt, um seine bahnbrechende Hypothese zur Erklärung jeder möglichen Geisteskrankheit zu überprüfen. Doch auch Dr. H. verliert mit laufender Behandlung mehr und mehr den Halt in der Realität. Und als er sich selbst nach einer manischen Episode in der Psychiatrie wiederfindet, verschwimmt die klare Trennung zwischen Arzt und Patient – wer ist hier eigentlich der Verrückte, und wer hat die Macht, das festzustellen? Kurt Fleisch lockt mit kurzen, heiteren und unverfänglichen Szenen in eine Geschichte hinein, die sich systematisch verknotet und uns rasch in einem immer wahnwitzigeren, immer gefährlicheren Wirbel mit sich fortreißt, bis Raum, Zeit und handelnde Personen im Auge des Sturms plötzlich in eins zusammenfallen. Überraschend, verstörend und kompromisslos. „Es gibt absolut keinen Grund, an Ihren Geisteskrankheiten zu zweifeln, mein Freund, die sind und bleiben real, trotz aller Widersprüchlichkeit zwischen Ursache und Wirkung.“

Autor

Kurt Fleisch, geboren in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich. Studium der Philosophie und Germanistik. Neben der Literatur arbeitet er selbstständig in der IT-Branche, wo er seltsame Algorithmen entwirft, sowie im Bereich des maschinellen Lernens, speziell im Zusammenhang mit sogenannten Deepfakes und Videokunst. www.bananenfisch.net 

Herausgeber ‏ : ‎ Kremayr & Scheriau (21. Februar 2022) 

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3218013100 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3218013109

 

Meine Einschätzung 

Der Titel des Buches "Aibohphobia" ist ein Palindrom - ein Wort, das man von vorn und hinten lesen kann und dasselbe Wort ergeben. So ist auch die Geschichte aufgebaut. Aber Vorsicht - dieses Büchlein ist nichts für schwache Nerven...

Erzählt wird die Geschichte von einem Psychiater, der seinen Beruf sehr, man kann sagen zu sehr liebt.  Der Leser wird durch die Briefe, die der Arzt einem seiner Patienten schreibt in die Handlung hineingezogen. Es ist ein einseitiger Briefwechsel, denn die Antwortbriefe des Patienten bleiben dem Leser verschlossen. Hauptinhalt ist die Diskussion über die Frage- Was ist Wirklichkeit. In seinem Patienten S. erkennt der Psychiater das ideale Forschungsobjekt um seine bahnbrechende Hypothese zur Erklärung jeder möglichen Geisteskrankheit zu überprüfen.

So geht es in den Briefen um die neuesten Zustände des Patienten, aber auch des Arztes, um Einweisungen in die Psychiatrie, um Rezepte mit Höherdosierung der Psychopharma ...

Aber auch philosophische Ausschweifungen des Arztes über Realität, Tod, Sterben werden erörtet. Der Arzt schreibt dabei solche Gedanek, wie - Mich erheitert augenblicklich die Vorstellung, der Tod selbst würde allein durch meine Forschung verschwinden, was aber nicht meine Absicht ist... Er vergleicht die Wissenschaft, die er sich unterwerfen muss, mit der Wahnwelt, die sich der psychisch Kranke unterwerfen muss.

In der Handlung vermischen sich immer mehr die reale Welt mit der Wahnwelt und so weist sich der Arzt selbst in die Psychiatrie ein...Seine Briefe werden immer konfuser, bis sich dann auch die Personen von Arzt und Patienten austauschen.... Selbst die Natur kann  dem kranken Arzt nicht mehr helfen, von seinem verwirrten Geist geheilt zu werden. Zu groß ist die Angst, dass durch Geisterhand diese Natur mit allem, was existiert plötzlich ausgelöscht werden kann.

In diesem Verwirrspiel von Psychosen und Festhalten an seinen wissenschaftlichen Forschungen, Missbrauch mit Psychopharmarka und Flucht in eine Realität, die schon nicht mehr seine zu sein scheint, wird der Leser oft wie betäubt zurückgelassen. Es ist ein Horrorszenario, das aber durch sehr guten sprachlichen Schreibstil Lust macht weiterzulesen und den versteckten Humor dabei zu entdecken.

Ein Büchlein, das seinesgleichen sucht und neugierig macht auf neue Bücher des Autors.

 

Freitag, 18. März 2022

Rezension zu "Heute graben" von Mario Schlembach

 

Inhalt

Alles beginnt mit A. Ein Totengräber steigt in einen Zug und trifft A., seine erste Liebe. A. ist auch der Grund, weshalb er zu schreiben beginnt. In seinem Tagebuch begibt er sich auf eine Irrfahrt entlang der Untiefen des Dating- und Friedhofsalltags. Als bei ihm dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird – kurioserweise, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat –, befeuert die Todesangst noch die unermüdliche Suche nach der wahren Liebe. Wird er sie finden oder bleibt sie für immer unerreichbar? Mario Schlembach zieht in heute graben sämtliche Register des autofiktionalen Erzählens und gräbt sich mit einer Baggerschaufel voll Ironie durch eine nicht abreißen wollende Enzyklopädie des Scheiterns. Dabei erweist sich Schlembach als wahrer Meister des Tragisch-Komischen, das Lachen ist selbst in den traurigsten Momenten nicht weit. Keine Zeit für Gedanken an die eigene Vergänglichkeit – vor dem nächsten Grab gilt es noch die größte Liebesgeschichte aller Zeiten zu vollenden.  „Wie viele Wege muss ich noch suchen, um A. nicht zu finden?“


Autor

Mario Schlembach, geboren 1985, aufgewachsen als Bauernsohn neben dem Lagerfriedhof Sommerein. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Philosophie und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien. Im Studienjahr 2020/21 absolvierte er die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film. Schlembach lebt als Schriftsteller und Totengräber in Wien und Niederösterreich. Seine beiden ersten Romane „Dichtersgattin“ (2017) und „Nebel“ (2018) erschienen im Otto Müller Verlag und erhielten zahlreiche Auszeichnungen. www.bauernerde.at

Herausgeber ‏ : ‎ Kremayr & Scheriau (14. März 2022)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3218012953 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3218012959

 

Meine Einschätzung 

Diese Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Erzählt in der Ich-Form von einem jungen Mann, der seinen Platz im Leben und seine Liebe finden möchte. Aber seine große Liebe A. ist verschwunden. Er versucht in verschiedenen Dates mit jungen Frauen, diese großen Gefühle, die er in der Liebe zu  A. entwickelt hat, wieder zu finden. Er kann aber keine richtige Bindung zu ihnen aufbauen. Auf der einen Seite schreckt die jungen Frauen seine Tätigkeit als Totengräber ab, auf der anderen Seite seine Erzählungen über seine große Liebe zu A., die ihn nicht löslässt. Wer A. ist erfährt der Leser erst am Ende des Buches... Der junge Mann möchte Schriftsteller werden. Er beginnt ein Buch über seine große Liebe zu A. zu schreiben. Aber er ist sich dabei selbst im Weg. Als eine Lungenkrankheit bei ihm diagnostiziert wird, scheint jeder Lebensmut verschwunden. Er pendelt nur noch zwischen Friedhof, Arzt und abendlichen Kneipentouren hin und her. Zu oft greift er nach dem Alkohol, um seine Sorgen zu betäuben. Trotzdem möchte er, der jetzt durch seine Krankheit Todesangst bekommt, noch einmal eine große Liebe erleben. Ob ihm das gelingt, erfährt der Leser in dieser Geschichte.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die teilweise sehr depressive Stimmung des jungen Mannes, dem Leser zu verdeutlichen. Man hofft beim Lesen, dass alles sich noch zum Guten wenden möge. Wie in einem Tagebuch erlebt man hautnah den Alltag des jungen Mannes mit. Die Erzählung ist autofiktional, da hier Erfahrungen des Autors, der auch als Totengräber tätig ist, eingeflossen sind. 

Trotz aller depressiver Stimmung gelingt es dem Autor meisterlich mit schwarzem Humor und tragisch-komischen Momenten die Erzählweise bunt zu gestalten.

Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst und auch zum Nachdenken über sein eigenes Leben anregt.

 

Rezension zu " Panzerschloss- Fynn & die Kinder " von Lisa Aigelsperger, Bilder von Beatrice Cozzolino

 

Inhalt

Fynn erzählt eine Geschichte. In seinem Märchen kennt die Prinzessin Lamia einen Räuber. Die beiden spielen jeden Tag im Wald, bis sie anfangen zu streiten. Eines Tages kommt ein drittes Kind in den Wald, dicht gefolgt von Soldaten, die ein riesiges Trumm vor sich her rollen. Sie wollen die Kinder verscheuchen. Doch die drei halten zusammen und mit der Kraft der Fantasie wird das riesige Trumm zu einem Schloss. Als die Soldaten von einem Rundgang zurückkommen, trauen sie ihren Augen nicht. Statt ihres Panzers finden sie ein Schloss und statt Feinden finden sie Menschen. Sie erfahren, dass sie mit und von den Kindern lernen können.

Ein Buch über Freundschaft und Streit, Versöhnung und Zusammenhalt, beflügelnd und voller Poesie.


Autorinnen

Lisa Aigelsperger, geboren 1991 in Judenburg, ist seit vielen Jahren Regieassistentin und lebt in Graz. Mit der Geburt ihres Sohnes und der Arbeit am Kinder- und Jugendtheater »Next Liberty« ist sie in die Welt der Kinder eingetaucht. Seitdem gibt es nichts Wichtigeres, als Kinder in ihrer Fantasie zu bestärken und dabei gleichzeitig von ihnen zu lernen.

Beatrice Cozzolino, 1990 in Rom geboren, lebt in Graz. Sie hat Umweltwissenschaft studiert und anschließend eine Meisterklasse in Florenz für zeitgenössischen Schmuck besucht. Heute arbeitet sie als Requisiteurin am Kinder- und Jugendtheater »Next Liberty« in Graz. Dort hat sie auch Lisa Aigelsperger kennengelernt, woraus eine neue aufregende Zusammenarbeit entstanden ist.

Herausgeber ‏ : ‎ Leykam Verlag; New Edition (23. Februar 2022) 
Sprache ‏ : ‎ Deutsch  
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 32 Seiten  
ISBN-10 ‏ : ‎ 3701181926 
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3701181926  
Lesealter ‏ : ‎ 6 Jahre und älter

Meine Einschätzung 

Im dritten Band der Reihe „Was wir mit dem Herzen sehen“ erzählt Fynn ein Märchen über einen Panzer - den Trumm und  über eine Prinzessin und einen Räuber. Phantasievoll wird die Begegnung der Kinder mit Soldaten und ihrem Trumm erzählt, illustriert mit farbigen Zeichnungen, die die Handlung noch verdeutlichen und zum Erzählen anregen. Es geht um Streit und dessen Beilegung, Freundschaft und Zusammenhalt und die Kraft der Phantasie, die Böses in etwas Zauberhaftes verwandeln kann.

Gerade jetzt, wo der Krieg täglich Geprächsthema ist und auch bei den Kindern Fragen und Ängste hervorbringt, ist dieses Buch eine gute Hilfe mit ihnen darüber zu sprechen.

Das Märchen wird in kindgerechter Sprache erzählt. Die Strophen eines Liedes regen an, es nach einer eigenen Melodie zu singen und dabei auf Instrumenten zu musizieren. Dabei lernen die Kinder spielerisch, wie man traurige oder böse Gedanken mit Musik vertreiben kann.

Was aus dem Panzer wird, erfahren die kleinen und großen Leser in diesem unterhaltsamen Kinderbuch.

 

 

Rezension zu " Goethe in Karlsbad" von Ralf Günther

 

Inhalt

Sommer 1816: Seit jeher faszinieren Goethe die mineralischen Thermalquellen von Karlsbad. So beschließt er, einige Tage dort zu verweilen. Bei einem Spaziergang entlang der dampfenden Tepla platzt er in den Suizidversuch eines jungen Liebespaares. Die Situation erinnert ihn an die erfolgreichste Erzählung seiner frühen Künstlerjahre: Die Leiden
des jungen Werthers.
Goethe gibt sich zu erkennen, und es gelingt ihm, die jungen Leute von ihrem Plan abzubringen. Dennoch, die Verzweiflung darüber, dass sie ihre Liebe nicht leben können, bleibt. Da lässt Goethe sich zu einem Versprechen hinreißen. Kann es ihm gelingen, den Schicksalsfaden zu entwirren und das Paar seinem Glück zuzuführen?

Autor

Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Als Buch- und Drehbuchautor entwickelte er Kinderserien fürs Fernsehen und schrieb historische Romane. «Der Leibarzt», sein Debüt, wurde ein Bestseller. Es folgten unter anderem «Das Weihnachtsmarktwunder» sowie «Als Bach nach Dresden kam». Ralf Günther lebt in der Nähe von Dresden.

Herausgeber ‏ : ‎ Kindler Verlag; 1. Edition (8. März 2022) 

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3463000040 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3463000046 

 

Meine Einschätzung

Ich habe mich sehr über das neue Buch meines Lieblingsautors Ralf Günther gefreut. Denn seine Bücher versprechen immer unterhaltsame Lesestunden. Durch seine lebendige Schreibweise kann man als Leser sehr gut in die Handlung eintauchen. Seine Inhalte sind immer ausgezeichnet von ihm recherchiert und man bekommt einen tiefen Einblick in die Lebensweise der jeweiligen Zeit, in der die Geschichte spielt. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht.

Der Autor nimmt uns mit ins Jahr 1816. Johann Wolfgang von Goethe, 67 Jahre alt, möchte in Karlsbad seine Leiden lindern und neben der Erholung auch wieder schreiben. Doch seine Pläne werden durcheinander gewirbelt. Denn auf seinem Abendspaziergang wird er zum Lebensretter eines jungen Paares, das sich das Leben nehmen möchte. Die jungen Leute sehen keine Möglichkeit, ihre Eltern von einer Hochzeit überzeugen zu können. Zu unterschiedlich sind die Verhältnisse aus denen sie stammen. Während die junge Dame aus adligen Haus stammt und mit einem anderen verlobt ist, ist der junge Mann Sohn eines französischen Weinhändlers, der sich als Hugenotte in Erfurt niedergelassen hat und dort zu Wohlstand gekommen ist. 

Nach dem Vorbild der Hauptgestalt aus Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" wollen nun beide nicht mehr leben. Doch Goethe führt mit ihnen lange Gespräche und verspricht ihnen auch mit den Eltern zu reden und ein gutes Wort für ihre Liebe einzulegen.

Doch erstmal muss Goethe wieder nach Hause zurück, denn es hat sich rumgesprochen, dass er eine junge Frau geschwängert hat und ein anonymer Brief erreicht ihn in Karlsbad und bittet ihn so schnell wie möglich die Angelegenheit zu klären.

Die Schreibweise der Geschichte ist im Stil des damaligen Sprachstils gehalten, den auch Goethe in seinen Werken benutzte. Auch das hift dem Leser tief in das damalige Leben einzutauchen.

Der Leser lernt viel Interessantes über den Menschen Goethe kennen. Hier wird vom Autor besonders auf dessen Liebesbeziehung zu Christiane Vulpius und ihren gemeinsamen Sohn August eingegangen. Auch ein uneheliches Kind von Goethe spielt in der Geschichte eine besondere Rolle. Im Nachwort gibt der Autor wichtige Einblicke über Wirklichkeit und Fiktion der Handlung im Buch. 

Der Alltag im Kurbad wird lebendig geschildert und auch die Kurgäste und ihre Gewohnheiten beleuchtet. 

Die gesellschaftlichen Konflikte, die Goethe durch seine Liebesbeziehungen im Leben hatte, welche oft nicht als standesgemäß angesehen wurden, werden deutlich hervorgehoben. 

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und angeregt auch wieder einmal in Goethes " Leiden des jungen Werthers" blättern. Duch die Geschichte werde ich es mit anderen Augen lesen, denn jetzt kenne ich die genaueren Hintergründe, die Goethe bewegt hat, dieses Werk zu schreiben.