Dienstag, 2. April 2019

Rezension zu "Rette sich, wer kann!" von Sven Böttcher

Inhalt

Der Milliardenmarkt der Krankheitsbranche wächst und wächst - und damit auch die von ihr verursachten Verheerungen. Nach Krebs und Herzinfarkten stehen auf Platz drei der Exitus-Liste die von Ärzten und durch Medikamente verursachten Todesfälle. Sven Böttcher räumt gründlich auf mit unseren falschen Prämissen, korrigiert tödliche Wahrnehmungsfehler und zieht die Konsequenzen: Gesundheit und ein langes Leben sind jederzeit möglich.

"Sven Böttcher hat als aktiver und informierter Patient in den Jahren seiner Krankheit mehr von der Medizin verstanden als die Mehrzahl der Ärzte in einem Berufsleben." (Dr. med. Gerd Reuther, Autor des SPIEGEL-Bestsellers "Der betrogene Patient").

Autor

* 1964. Diverse Kriminalromane um Werbetexter Roland Kant (3), Philip-Marlowe-Wiedergänger Karl-Heinz Störmer (2) sowie Cyber-Cop Victor Sherman (2); Übersetzer von Groucho Marx. Raymond Chandler, Monty Python sowie Douglas Adams, dessen unübersetzbares "Deeper Meaning of Liff" Böttcher als "Der tiefere Sinn des Labenz" ins Deutsche transportierte. Zahlreiche TV-Formate als Autor, Konzeptioner (Beckmann) und Produzent (Funny Dubbing), Drehbuchautor diverser TV-Movies und Serien (u. a. Manatu / Hunde haben kurze Beine / Der letzte Bulle / Die Truckerin). Unter Pseudonymen als Sachbuchautor ("11. 9. - Einsturz eines Lügengebäudes") sowie als Thriller-Autor erfolgreich ("Das fünfte Flugzeug" als John S. Cooper, mit Mathias Bröckers), zuletzt "Prophezeiung" (2011), "Götterdämmerung" (2012), der Spiegel-Bestseller "Quintessenzen - Überlebenskunst für Anfänger" (2013) und "Die ganze Wahrheit über alles" (2016). Weiterführendes zur Vita, allen Büchern, Filmen, Übersetzungen und sonstigem Schaffen unter sven-boettcher.de oder quintessenzen.net, Blog: erzähler.net 




Taschenbuch: 224 Seiten 
Verlag: Westend Verlag; Auflage: 1 (1. Februar 2019) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3864892201 
ISBN-13: 978-3864892202

Meine Einschätzung 


Als chronisch Kranke kenne ich das Gefühl dem Gesundheitssystem und den Ärzten ausgeliefert zu sein. Es ist schwer einen Arzt zu finden, der nicht nur sein Budget sieht, sondern die Beschwerden seiner Patienten ernst nimmt, sich Zeit nimmt und Hilfe anbietet. Man braucht schon viel Nerven, um als Betroffener nicht zu verzweifeln. Auch die Krankenkassen sehen eher ihre Gewinne, als das sie helfen. Oft muss man als chronisch Kranker um Therapien und helfende Medikamente kämpfen und seitenweise Anträge ausfüllen, um dann wieder einmal eine Absage zu erhalten. Man dreht sich in einem ewigen Karussell und braucht doch seine Kräfte, um den Alltag zu meistern, obwohl die Schmerzen einem die Grenzen strikt aufzeigen...
Oft frage ich mich, ob die Mehrzahl der im Gesundheitssystem arbeitenden Ärzte, ihren hipokratischen  Eid vergessen haben: "Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht."
Der Autor, selbst an einer unheilbaren Krankheit erkrankt, führt in seinem Buch seine eigenen Erfahrungen mit unserem Gesundheitssystem vor Augen. Er gibt Vorschläge zur Verbesserung der medizinischen Versorgung und Behandlung der Menschen. Traurig ist seine Feststellung, das wir uns verabschieden müssen von der Vorstellung, dass die im Gesundheitssystem arbeitenden Ärzte, Forscher und alle anderen darin Beschäftigten, ihr Ziel darin sehen, uns gesundzumachen. Nein - denn dann werden sie vom System dafür bestraft...(S. 32).
Doch er gibt mit seinem Buch auch Betroffenen Mut zu Selbsthilfe und Mut zum Weiterkämpfen. Das kann zB. in Selbsthilfegruppen sein. Denn gemeinsam erreicht man vieles leichter und schneller.

Besonders berührt haben mich seine Beispiele von todkranken Menschen, denen die Bitte nach einem leichten Tod nicht erfüllt werden, denn sie müssen ja durch weitere oft unnütze Untersuchungen und Behandlungen noch Geld bringen für das große Karussell des Gesundheitswesens. Auch das Kapitel über Schmerzen war für mich sehr interessant zu lesen. Die Kassen bezahlen lieber Chemiekeulen, mit allen schlimmen Nebenwirkungen, als naturmedizinische Behandlungen, die dann nur Patienten mit einem gutgefüllten Geldbeutel zur Verfügung stehen. Leider gilt in unserer Gesellschaft der Spruch- wer reich ist, lebt länger und kann sich auch im Alter auf bessere medizinische Betreuung verlassen.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und gibt den Leser Anregungen zu überdenken, wie man selber für mehr Gesundheit im Leben und eine zufriedene ärztliche Behandlung sorgen kann.
Es sollte für alle im Gesundheitssystem arbeitenden Menschen zur Pflichtlektüre werden und vielleicht können wir gemeinsam positie Veränderungen im medizinischen Alltag durchsetzen.

Rezension zu "Venus AD" von Gabriele Borgmann

Inhalt

Lucas Cranach gehen die Ideen aus. So stiehlt er kurzerhand eine Skizze von Albrecht Dürer: die Venus mit Amor. Dieses Motiv, denkt Cranach, wird ein Knaller in der Kunst und wird ihm Ruhm bescheren. Cranach malt nach, was Dürer ersann, nämlich die Liebesgöttin, lasziv und nackt, auf Kiefernholz.

Als Albrecht Dürer diesen Diebstahl entdeckt, gerät er außer sich. Die Venus ist seine Schöpfung! Sie muss sein Monogramm tragen. Und in seinem Zorn überwindet er Raum und Zeit. Er landet im Jahr 2019 vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, vor den Füßen der Doktorandin Nele Rosenbach. Die reagiert geistesgegenwärtig und nimmt den Meister mit in ihre Mansardenwohnung, um zu erfahren, was der Kunstwelt bislang verborgen blieb.

Autorin 

Gabriele Borgmann lebt in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte, arbeitete in Zeitungsverlagen und war 16 Jahre in einer politischen Institution im Medienbereich sowie im Referat internationale Beziehungen tätig. Seit mehr als zehn Jahren konzipiert und schreibt sie Unternehmens- und Sachbücher, begleitet Autoren und Autorinnen vom Exposé bis zur Veröffentlichung. „Venus AD“ ist ihr literarisches Debüt.
  
Gebundene Ausgabe: 190 Seiten 
Verlag: PalmArtPress; Auflage: 1 (1. März 2019) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3962580247 
ISBN-13: 978-3962580247

Meine Einschätzung 

Die Autorin nimmt uns mit auf eine Zeitreise und die Geschichte darum ist so genial geschrieben, dass mich das Buch von Anfang an in seinen Bann zog. Die Hintergründe des Geschehens sind sehr gut recherchiert. Man glaubt sich zurückversetzt in die Zeit, in der Albrecht Dürer und Lucas Cranach lebten und bekommt einen guten Einblick in deren Tagesablauf. Beim Lesen erhält man Kenntnisse darüber, wie diese großen Maler ihre Werke geschaffen haben, zB. wie die Farben dazu entstanden. Von 1509 begeben wir uns auf eine Zeitreise in das Jahr 2019. Hier lernen wir die andere Hauptheldin des Romans kennen, die junge Nele, eine begabte Studentin der Kunstgeschichte, deren Lieblingskünstler Albrecht Dürer ist. Sie glaubt, dass das Gemälde "Die Venus" nicht von Lucas Cranach, sondern von Albrecht Dürer ist. Das der Kunstwelt mitzuteilen, getraut sie sich aber nicht. Da steht eines Tages Albrecht Dürer vor ihr, fällt ihr direkt vor die Füße...Wird es ihr nun mit seiner Hilfe gelingen, ihren Verdacht zu erhärten und der Kunstwelt zu beweisen, wer der wahre Maler der "Venus" ist ? 
Humorvoll und gleichzeitig kritisch werden auch die Verbindungen zwischen Politikern und Kunstschaffenden beleuchtet.
Die Geschichte ist unterhaltsam, mit viel Humor, einer Prise Erotik, in einer wunderbaren Erzählform geschrieben.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.


Rezension zu " Kaffee und Zigaretten" von Ferdinand von Schirach

Inhalt

Ferdinand von Schirachs neues Buch »Kaffee und Zigaretten« verwebt autobiographische Erzählungen, Aperçus, Notizen und Beobachtungen zu einem erzählerischen Ganzen, in dem sich Privates und Allgemeines berühren, verzahnen und wechselseitig spiegeln. Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft ebenso wie um die großen Lebensthemen Ferdinand von Schirachs, um merkwürdige Rechtsfälle und Begebenheiten, um die Idee des Rechts und die Würde des Menschen, um die Errungenschaften und das Erbe der Aufklärung, das es zu bewahren gilt, und um das, was den Menschen erst eigentlich zum Menschen macht. In dieser Vielschichtigkeit und Bandbreite der erzählerischen Annäherungen und Themen ist »Kaffee und Zigaretten« das persönlichste Buch Ferdinand von Schirachs.


Autor 

Der Spiegel nannte Ferdinand von Schirach einen »großartigen Erzähler«, die New York Times einen »außergewöhnlichen Stilisten«, der Independent verglich ihn mit Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei »eine der markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Die Erzählungsbände »Verbrechen« und »Schuld« und die Romane »Der Fall Collini« und »Tabu« wurden zu millionenfach verkauften internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig Ländern. Sein Theaterstück »Terror« zählt zu den weltweit erfolgreichsten Dramen unserer Zeit. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschienen von ihm die Spiegel-Bestseller »Die Herzlichkeit der Vernunft«, ein Band mit Gesprächen mit Alexander Kluge, die Erzählungen »Strafe« sowie sein persönlichstes Buch »Kaffee und Zigaretten«. 

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag; Auflage: Originalausgabe (4. März 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3630876102
ISBN-13: 978-3630876108

Meine Einschätzung 

Mir ist der Autor in verschiedenen Talk Shows aufgefallen und die Art und Weise, wie er sich an den Gesprächen beteiligte und wie er dieses Buch vorstellte, machten mich sehr neugierig, etwas von ihm zu lesen. Dieses Buch ist eine Ansammlung von Ereignissen, Erlebnissen und persönlichen Wahrnehmungen aus dem Leben des Autors. Es unterstreicht seine aufmerksame Beobachtung und Einschätzung von persönlichen Begegnungen und gesellschaftlichen Ereignissen und seine schriftstellerische Begabung diese in Texten umzusetzen. Es ist eine besondere Scheibweise, die den Leser mitnimmt auf eine Reise durch das Leben von Ferdinand von Schirach und an einigen Stellen auffordert, selbst Stellung zu Ereignissen in der Welt zu beziehen. Man spürt in vielen Geschichten die Traurigkeit und Melancholie, aber auch oft den Humor, mit dem diese Zeilen geschrieben wurden.
In den 48 Kurzgeschichten lernt der Leser den Autor näher kennen. Er erzählt ua. von seiner Kindheit, seiner Arbeit als Strafverteidiger, von Depressionen...und oft schwingt eine Melancholie mit. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich werde auch noch andere Bücher von Ferdinand von Schirach lesen, denn seine Schreibweise ist ganz besonders und umfängt mich beim Lesen. Auch danach hallt das Gelesene in mir nach...Ein ganz besonderes Leseerlebnis.
Ich kann diesem Buch nur viele Liebhaber wünschen.