Dienstag, 22. August 2023

Rezension zu " Ilse Bilse: Zwölf Dutzend alte Kinderverse " Achim Roscher (Herausgeber), Gertrud Zucker (Illustrator)

 

Inhalt

Reich und vielfältig ist der tradierte Kinderverse-Schatz. Allzu oft aber sind nur Rudimente von dem geblieben, was wir als Kinder aus dem Effeff beherrschten – weil es uns Eltern und Großeltern zum Einschlafen aufgesagt oder vorgesungen haben, weil wir unsere Spiele mit lustigen Versen begleiteten oder uns herrlich respektlose Reime zuriefen, mit denen wir die Erwachsenen auf den Arm nahmen. In diesem Buch sind die schönsten Kinderverse zusammengetragen.

Über den Autor und andere Mitwirkende

Achim Roscher, geboren 1932 in Limbach/Sachsen, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Verlagslektor, Publizist und Herausgeber. Er war Mitbegründer der »Neuen Deutschen Literatur« (NDL/ndl) und viele Jahre lang stellvertretender und zuletzt Chefredakteur der Zeitschrift. 1968 erschien erstmals seine Kinderverssammlung »Ilse Bilse«.

Gertrud Zucker, geboren 1936 in Berlin, studierte Grafik an der Hochschule in Berlin-Weißensee und illustrierte neben belletristischen Büchern zahlreiche Kinderbücher. Sie ist Trägerin des Heinrich-von-Kleist-Preises sowie des Hans-Baltzer-Preises und erhielt für ihre Kinderbuchillustrationen mehrfach die Auszeichnung »Schönste Bücher«.
  

Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel; 1. Edition (21. September 2020)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3359011457

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359011453

Lesealter ‏ : ‎ 3–6 Jahre

Meine Einschätzung 

 Dieses Buch wurde 1968 in der DDR zum ersten Mal herausgegeben. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass der Eulenspiegel Verlag nun eine Neuauflage herausgebracht hat.

Wir alle kennen Kinderreime. Von den Eltern in allen Ländern werden die Kinder mit Schlafliedern in den Schlaf gewiegt. Die zärtlichen Worte begleiten uns durch unser Leben und wir geben sie an unsere Kinder und Enkel weiter...Ich erinnere mich auch sehr gerne an Fingerspiele, die mit Versen verbunden waren, die meine Omi mir sehr oft vorgetragen hat. Später im Kindergarten, im Hort und im Ferienlager haben wir sehr gerne Kreisspiele gemacht. Alle diese Verse und Reime sind in diesem Buch enthalten und so ist ein wahrer Schatz entstanden, der Kindheitserinnerungen weckt und anregt, mit den Kindern heute diese schönen Kinderreime zu teilen.

Sie haben eine lange Tradition und bis ins 19.Jahrhundert wurden sie durch Weitersagen verbreitet. Dadurch wurden die Kinderverse auch oft umgewandelt, so dass es heute verschiedene Varianten von denselben Reimen gibt, entsprechend ihrer Verbreitung, ob nun in Thüringen, Sachsen, Hessen usw.

Für dieses Buch wurden nun die Fassungen ausgewählt, die am klarsten und am meisten verbreitet wurden. So finden sich neben kosenden Versen, Schlafliedern und Wiegenreimen, wie sie liebende Eltern durch die Jahrhunderte ersannen, lustige Reimereien, die von Kindern selbst zu ihrer Unterhaltung und Freude gebildet wurden, und es gibt Neck-, Scherz- und Lügenverse. 

Sehr interessiert habe ich das Nachwort gelesen, das einige sehr bekannte Kinderreime aufgreift und ihre Entstehungsgeschichte näher erläutert. Das Buch enthält eine Literaturangabe der Werke, die als Grundlage genommen wurden. Auch finde ich es super, dass es ein Alphabetisches Inhaltsverzeichnis der Kinderreime gibt.

Die Seiten sind mit kindgerechten Zeichnungen illustriert, die Lust machen, auf die jeweiligen Verse und anregen mit den Kindern eine kleine Geschichte dazu zu erzählen.

Das Buch ist in mehrere Abschnitte eingeteilt, so zB. Schlaf Kindel schlaf, Backe backe Kuchen, Hopp hopp hopp, Ringel, Ringel Reihe... So findet man darunter auch Fingerspiele und Kreisspiele.

Sehr gut gefällt mir, dass bei den Reimen, die man spielen kann, die Anleitung kleingedruckt dabei steht. 

 Das Buch ist sehr wertvoll, denn es unterstützt die Weitergabe der Traditionen von oft jahrhundertealten wunderschönen Kinderreimen. Ich wünsche mir, dass es viele begeisterte Leser findet und Kinder, die als Erwachsene die Verse weitergeben an die nächste Generation.

Rezension zu "Paul allein auf der Welt" von Jens Sigsgaard

 

Autor und weitere Mitwirkende

Jens Sigsgaard (1910 - 1991) war ein dänischer Autor und Psychologe. Sein 1942 erschienenes Buch »Palle alene i verden« wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und gilt weltweit als Kinderbuchklassiker.
Arne Ungermann (1902 - 1981) hat über 40 Bücher illustriert und wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem dänischen Kinderbuchpreis, ausgezeichnet.

Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel; 1. Edition (27. Januar 2016)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 52 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3359024850

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359024859

Lesealter ‏ : ‎ 4–6 Jahre

 

Meine Einschätzung 

Ich habe das Buch schon als kleines Mädchen geliebt und es auch meiner kleinen Schwester immer wieder vorgelesen. Die Idee, dass man plötzlich allein auf der Welt ist, hat mich sehr berührt, erschreckt, aber auch verzaubert... Es freut mich sehr, dass der Eulenspiegel Verlag das Buch wieder neu herausgebracht hat und ich es nun auch meinen Patenkindern und bestimmt auch eines Tages meinen Enkeln vorlesen kann.

Die Geschichte vom kleinen Paul, der sich eines Tages allein auf der Welt findet, spielt in Dänemark. Am Beginn wird den Kindern das erzählt und einige Begriffe, die in dänischer Sprache auf den Zeichnungen erscheinen, erklärt.

Man begleitet den kleinen Jungen durch einen Tag. Am Anfang findet er es noch spannend, allein alles zu entdecken. Aber bald hat er Sehnsucht nach seiner Familie und Freunden. Außerdem knurrt ihm auch der Magen und seine Kochversuche gehen leider schief. Da er in der Stadt niemanden findet, steigt er in ein Flugzeug und später auch in eine Mondrakete, um von oben auf die Welt zu sehen und vielleicht doch noch Menschen zu finden. Wie das Buch ausgeht, erfahren kleine und große Leser in dieser Geschichte. 

Der Text ist kindgerecht formuliert. Mit großseitigen farbigen Bildern illustriert, wird die Phantasie der Kinder angeregt und ihre Neugier auf die Geschichte geweckt. Sie eignet sich gut zum Vorlesen ab 4 Jahren und für das Erstlesealter. Den Kindern wird in unterhaltender Form vermittelt, wie wichtig das gesellschaftliche Leben für jeden Menschen ist. Sie erfahren in spielerischer Form, wie jeder einzelne seinen Beitrag leistet, damit alles funktioniert. Straßenbahnfahrer, Bäcker, Koch, Feuerwehrmann, um nur einige Berufe aus der Geschichte zu nennen.  Auch wenn jeder sich mal danach sehnt, eine kleine Zeit nur für sich zu haben, ist es in der Gemeinschaft doch viel schöner.

Ich kann das Buch sehr empfehlen und hoffe, dass die Kinder heute es auch so lieben, wie ihre Eltern und Großeltern vor langer Zeit. 

Mittwoch, 16. August 2023

Rezension zu " Weniger Ego mehr Leben" von Mia Flora

 

Inhalt

Die wahre Natur, die in uns allen steckt, ist oftmals nicht erkennbar, weil unser Ego sie verdeckt und uns stattdessen ein falsches Selbstbild suggeriert. Deshalb ist das Ego oft die Ursache, wenn wir unglücklich sind oder mit uns und dem Leben hadern. Im Herzen wissen alle, wie sich „echtes“ Leben anfühlt. Jedes Kind wird mit dem Potenzial dazu geboren – doch im Laufe der Zeit wird diese natürliche Fähigkeit durch von der Umwelt übernommene Glaubenssätze überdeckt.

Hand aufs Herz: Jeder Mensch hätte gern das zufriedene Lächeln eines Gandhi oder einer asiatischen Nonne auf den Lippen. Doch der beschwerliche Weg von 30 Jahren Meditation in einer kargen Höhle des Himalaja ist für kaum jemanden gangbar. Das Versprechen dieses Buches: Es bietet eine Abkürzung, einen Schnellkurs vom festgefahrenen, falschen Ego hin zum erfüllten, wirklichen Ich.

 

Autorin 

Mia Flora ist Psychologin, (Paar­-)Therapeutin und leitet Seminare in Deutschland und im Ausland. Ihre Vita liest sich aufregend: Eineinhalb Jahre reiste sie mit dem Fahrrad durch Asien. Eingeladen vom Bruder des Dalai Lama, verbrachte sie ein halbes Jahr im nordindischen Dharamsala. Nebenbei ist sie Mitbegründerin des ersten Weltlachtages in Berlin.  

 

Herausgeber ‏ : ‎ Scorpio Verlag (28. Juli 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3958035663

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3958035669

Meine Einschätzung

Die Autorin hat sich auf die Suche gemacht nach der wahren menschlichen Natur. Das Ergebnis fasst sie in diesem Buch zusammen. Es sind Ergebnisse und Erfahrungen aus Studium und Therapiearbeit und ihre Erkenntnisse aus Reisen und Psychologie, die sie jahrelang gesammelt hat. Beim Lesen erfahren wir einiges über die unterschiedlichen Kapitel der Geistesgeschichte. An Beispielen von bekannten Persönlichkeiten, wie Al Capone, Thomas Mann und Coco Chanel wird dem Leser die Narzismusfalle verdeutlicht. Ein Weg aus dem Ego-Labyrinth wird anhand von fundierten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen aufgezeigt. 

Die Kapitel haben folgende Schwerpukte:

1. Die kurze Geschichte des Ego - dazu 3 Etappen - von Kindheit bis Jenseits des Ego

2. Großes Ego- schwaches Selbst - Fragen wie zB. Sind wir alle Narzissten? Narziss in der Ich-Falle...bis zu Narzisstische Berühmheiten

3. Wer bin ich, wenn ich nicht ich bin? - darunter Fünf Schritte zum Ich-Ich ua. ...

4. Gute Gründe für das Selbst

5. Alles fließt von allein - ua.: Funktionierst du noch oder lebst du schon?

6. Alles ist der gleiche Moment - Was ist Achtsamkeit? Acht-Wochen-Programm...Was hilft Achtsamkeit zu üben ...ua.

7. Die Maschine im Kopf- Was ist Rumination? Raus aus dem Kopf und rein ins Leben? ua.

8. Das Leben ist eine Bühne - Nimm die Maske ab- welche Maske? ua.

9. Im Rausch zum NON- Ego - Mit LSD ins Nirgendwo ... High ohne Drogen ua.

10. Abschied vom Egozentrischen - Liebe im Zeichen des Homo oeconomicus...ua.

11. Und ewig grüßt die Intuition - Ratio oder Ego? ua.

12. Das offene Geheimnis - Bewusstsein in Boxen - Urlaub vom Ego - ua.

13. Zurück ins Paradies - Garten Eden ua.

14. Einladung ins Leben - Wie sag ich es meinem Kind, dass ich ohne Ego bin? ua.

15. Im Großem wie im Kleinen

Die Autorin nimmt uns mit auf dem Weg zur Erkenntnis raus aus dem eigenen Ego, hin zu einem guten Selbstwertgefühl. Das alles wird sehr unterhaltsam und auch oft humorvoll beschrieben, so dass man große Lust hat, das Buch in allen Facetten zu lesen.  Besonders gefallen haben mir die Beispiele zur Problematik anhand von prominenten Persönlichkeiten der Geschichte und der Gegenwart. Auch die nähere Betrachtung zum Thema Narzzist fand ich sehr interessant.

Das 8 -Wochen -Programm beinhaltet die Übung zur besseren Wahrnehmung und Achtsamkeit des eigenen Körpers. Es hilft mit, Stress besser zu bewältigen, in dem man die Gründe dafür herausfindet und gleichzeitig sein eigenes Verhalten dabei besser einschätzen und kontrollieren lernt. Dieses Programm werde ich auf jeden Fall mit in meinen Alltag integrieren. 

Das Buch hilft jedem sehr gut, sich selbst zu erkennen und damit sein Leben glücklicher gestalten zu können. Ich kann es jedem nur weiterempfehlen, der einen Ausweg aus der Egofalle sucht und bereit ist, seinen Alltag besser erleben zu können.



 

 

Rezension zu " Intimleben" von Niccolo Ammaniti

 

Inhalt

Maria Cristina Palma führt ein scheinbar perfektes Leben, sie ist schön, reich, berühmt, die Welt dreht sich um sie. Dann bekommt sie eines Tages ein Video auf ihr Handy, das alles verändert. Es gibt ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit, das keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen darf. In dem Versuch, dieses Video geheim zu halten, dreht Maria Cristina fast durch. Und setzt in ihrer Panik eine Kette von Ereignissen in Gang, die sie selbst am allermeisten überraschen ...
Der gefürchtete Blick der anderen auf uns, die Inszenierung unseres Lebens, die Heuchelei des Ganzen, unsere Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Liebe – mit Ironie, Scharfsicht und überraschenden Plot-Twists inszeniert Ammaniti den Menschen in seiner ganzen Lächerlichkeit und Grandiosität und entwirft dabei ein ebenso sezierendes wie brillant unterhaltendes Portrait unserer heutigen Welt.

Autor 

Niccolò Ammaniti, geboren 1966 in Rom, ist einer der erfolgreichsten und international renommiertesten Autoren italienischer Sprache. Sein Weltbestseller Ich habe keine Angst gewann den Premio Viareggio, sein Roman Wie es Gott gefällt den Premio Strega. All seine Bücher wurden von international herausragenden Regisseuren für das Kino verfilmt. Auch Ammaniti selbst ist als Regisseur tätig. Er machte Furore mit der TV-Serie Ein Wunder, für die er auch das Drehbuch schrieb. Seinen dystopischen Roman Anna verfilmte er als Mehrteiler fürs Fernsehen. Nach längerer Schreibpause erscheint nun endlich sein neuer Roman Intimleben. Niccolò Ammanitis Werke wurden in 44 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau in Rom.  

Herausgeber ‏ : ‎ Eisele Verlag; 1. Edition (27. Juli 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3961611696

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3961611690

 

Rezension zu "Brechts Lai-tu" Erzählt von Ruth Berlau, aufgeschrieben von Hans Bunge

 

Inhalt

»Schwächen. Du hattest keine. Ich hatte eine: Ich liebte«, schreibt Ruth Berlau an Bertolt Brecht, den großen Dramatiker und Kommunisten des 20. Jahrhunderts. Als seine langjährige Mitarbeiterin und zeitweilige Geliebte war ihr Blick auf ihn ebenso persönlich wie beruflich. Sie berichtet Bunge von ihrer Arbeit mit Brecht, den Werken, an denen sie saßen, der Praxis am Theater, von den anderen Frauen im Umfeld, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin, Helene Weigel, vom Kennenlernen in Dänemark, vom Widerstand gegen den Faschismus, von Flucht und Exil über Schweden und Amerika in die DDR nach Berlin, wo Brecht mit seinen Leuten das Berliner Ensemble gründete. – Hans Bunge hat Ruth Berlaus Erinnerungen 1959 in langen Gesprächen festgehalten und 1985 zu diesem Buch verarbeitet. Schnell wurde »Brechts Lai-tu« zu einem Klassiker der Brecht-Literatur. Weit mehr als nur ein Buch über den Dichter Brecht erzählt es die Geschichte einer Frau, die in der Arbeit für ein Größeres aufging und sich dabei selbst behaupten musste. Die Neuausgabe erscheint beträchtlich erweitert durch einen kommentierenden Anhang, der auch weitere Dokumente enthält.

Autor und Mitwirkende 

Hans Bunge (1919–1990) arbeitete als Dramaturgie- und Regieassistent am Berliner Ensemble, als Leiter für das Bertolt-Brecht-Archiv sowie als Editor an der Akademie der Künste, ab 1968 als Dramaturg und Regisseur für verschiedene Theater. »Brechts Lai-tu« erschien 1985.

Jan Knopf, geboren 1944 in Arnstadt, Abitur in Hannover und Studium in Göttingen, war seit 1989 Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht an der Uni Karlsruhe. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel über Brecht veröffentlicht und ist Mitherausgeber der dreißigbändigen Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe sowie des Brecht-Handbuchs in fünf Bänden.

Ruth Berlau (1906–1974) arbeitete viele Jahre mit Bertolt Brecht, den sie 1933 in Dänemark kennengelernt hatte. Brecht nahm sie in das »Buch der Wendungen« auf, wo er sie »Lai-tu« nannte.
 

Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel Verlag; erweiterte Neuausgabe Edition (17. April 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 335903032X

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359030324

Meine Einschätzung

Ich war sehr neugierig auf das Buch, da ich schon in meiner Kindheit die Werke von Bertolt Brecht sehr gerne gelesen habe. Besonders verdanke ich das dem Buch " Bertolt Brecht - Ein Kinderbuch", das ich einmal zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Über Ruth Berlau habe ich mal etwas in einem Roman gelesen, in dem es um die Freundschaft der Hauptgestaltin zu Bertolt Brecht in dessen Immigration während es 2.Weltkrieges ging.  Danach wollte ich mehr über Brechts Lai-tu lesen und freute mich sehr, dass der Eulenspiegel Verlag dieses Buch herausgegeben hat.

Erzählt von Ruth Berlau und aufgeschrieben von Hans Bunge, erfährt man beim Lesen in unterhaltsamer Form viel über das Leben von Ruth und deren Zusammenarbeit mit Brecht. Ihr ist es zu verdanken, dass die Arbeiten von Brecht über die lange Zeit des Exils nicht verloren gingen. Sie beschrieb sich selbst als seine "Aufschreiberin". In Dänemark geboren, begeisterte sie sich früh für die Schauspielerei und wurde mit der Rolle der Anna aus Bertolt Brechts Stück " Trommeln in der Nacht" in Dänemark bekannt. 

Ihr Weg in die Kommunistische Partei Dänemarks war ein richtiges Abenteuer, das ausführlich sehr interessant im Buch beschrieben wird. 

Neben der Theaterarbeit schrieb sie Kolumnen für die Zeitung und veröffentlichte ihre  Texte unter dem Pseydonym Maria Sten.

Mit welchem großen persönlichen Einsatz sie Anfang der 30er Jahre ein revolutionäres Arbeitertheater in Kopenhagen mitaufgebaut hatte, liest man in einem weiteren Kapitel im Buch.

1933 kam es zu einer ersten Begegnung mit Brecht und seiner Familie, der sich zu der Zeit im Exil auf der dänischen Insel Fünen aufhielt. Dort lernte sie auch Helene Weigel, die Frau von Brecht, und ihre 2 gemeinsamen Kinder kennen.

23 Jahre war Ruth Berlau eng an der Seite von Bertolt Brecht und half mit, seine Stücke weltberühmt zu machen. Dazu trugen auch ihre Übersetzungen der Stücke aus dem Deutschen bei. Auch nach seinem Tod 1956 war ihr  Lebensinhalt seine Stücke am Leben zu halten und deren Archivierung weiter zu betreiben. Sie wurde die Chronistin der Brechtschen Theaterarbeit. Sie war sein Begleiter durch viele Exilstationen wie Schweden, Finnland, Sowjetunion, Amerika. Mit welchen persönlichen Opfern das verbunden war, liest man in diesem Buch.

 Aber man erfährt auch viel über die Persönlichkeit von Bertolt Brecht und seiner Frau, der weltberühmten Schauspielerin Helene Weigel. Sehr interessant fand ich auch die Kapitel, in denen die Entstehung neuer Theaterstücke näher beleuchtet werden. Auch über den Zusammenhalt von unterschiedlichen deutschen und ausländischen Künstlern, die während der deutschen Naziherrschaft im Exil leben mussten, lesen zu können, ist sehr interessant.

Wieso Ruth Berlau von Brecht Lai-tu genannt wurde und in seinem Werk "Buch der Wendungen" zu einer unsterblichen literarischen Figur wurde, erfährt man in diesem Buch.

Im Anhang des Buches findet man persönliche Erinnerungen des Autors an Ruth Berlau. Dabei werden von ihm Stationen ihres Lebens unterhaltsam und interesssant beleuchtet. Eine Chronik mit den wichtigsten Lebensstationen von Ruth Berlau rundet das Gesamtbild dieser bedeutenden Frau ab.

Persönliche Fotos illustrieren das Buch und geben einen Einblick in das Leben von Ruth Berlau.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch die Schreibweise, dass alles in der Ich-Form berichtet wird, ist super, da man als Leser so unmittelbar am Geschehen teilnimmt. Die literarischen Werke von Brecht werde ich nun mit ganz anderen Augen lesen und im Theater ansehen, denn ich kenne nun die Hintergründe, die zur Entstehung beigetragen haben.

Das Buch setzt ein Denkmal für die Frau, ohne die die Werke von Brecht vielleicht nie so bekannt geworden wären und bringt uns den Künstler und seine Frau noch näher. Für alle Liebhaber des literarischen Werkes von Brecht ein Muss.































 

 


Rezension zu " Ick bin Max Liebermann. Det is jenug!" von Walter Püschel

 

Inhalt

Über Max Liebermann, bekannt für seine pointierten Aussprüche, kursierten im Berlin des Kaiserreichs und der Weimarer Republik zahlreiche Anekdoten. Sie sind von Reportern und Kunstliebhabern notiert worden, wurden in Künstlerkreisen und den Salons kolportiert oder nach dem Hörensagen auf der Straße weitergegeben. Liebermann, der berühmteste Maler seiner Zeit, Kopf der Berliner Sezession und Akademiepräsident, war ein höchst kultivierter Bürger, der dennoch in höchstem Maße über das verfügte, was man »Berliner Schnauze« nennt: Schlagfertigkeit und jener Witz, der hinter die Dinge guckt, Pathos erdet und einen philosophischen Hosenboden hat.  

Die von Walter Püschel in vielen Quellen gesammelten Anekdoten führen in das Atelier des Malers, in die preußische Akademie, in die Kreise der betuchten Berliner, wo Liebermann, der alles andere als ein Salonlöwe war, dennoch im Mittelpunkt jeder Gesellschaft stand; sie führen zu seinen Kontrahenten und Anhängern in Künstler- und Gesellschaftskreisen, darunter der Kaiser, der den »Schmutzmaler« hasste, und der bayerische König, der Liebermann liebte, aber nicht verstand. 

 

Autor  

Walter Püschel, geboren 1927, arbeitete als Lektor, war Autor von Jugendbüchern und historischen Romanen (u.a. des Karl-May-Romans »Old Shatterhand in Moabit«) und schrieb Hörspiele. Püschel sammelte und veröffentlichte Anekdoten über Persönlichkeiten insbesondere aus der preußischen und Berliner Geschichte, unter anderem über Friedrich II., Blücher, Zille, Sauerbruch. 

 Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel; 1. Edition (6. April 2022)

 Sprache ‏ : ‎ Deutsch

 Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 128 Seiten

 ISBN-10 ‏ : ‎ 3359030206

 ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359030201

Meine Einschätzung

Ich liebe die Werke von Max Liebermann und besuche sehr gern unser Kunstmuseum, um die Bilder dieses bedeutenden Künstlers zu betrachten. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass der Eulenspiegel Verlag dieses Buch mit Anekdoten über Max Liebermann herausgebracht hat. 

Der Maler wurde 1847 als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie in Berlin geboren und starb dort im Jahre 1935. Er war der berühmteste Maler seiner Zeit und Akademiepräsident. Als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen, legte er sein Amt als Akademiepräsident nieder.

In unterhaltsamer Form oft mit viel Humor, erfährt der Leser Näheres über den Menschen Liebermann. Oft wurden Aussprüche im Berliner Jargon von ihm gesagt. So zeigte sich seine direkte Art.

Liebermanns Wohnhaus am Pariser Platz war gleich neben dem Brandenburger Tor. Der Maler hatte es von seinem Vater geerbt.  »Nachdem Max Liebermann berühmt geworden war, hatte der Berliner Volksmund auf die Frage, wo der Maler Liebermann wohne, die Antwort parat: ›Wenn man nach Berlin reinkommt, gleich links!‹« 

Neben Anekdoten enthält das Buch eine Reihe von Aussprüchen, Briefstellen und Notizen Liebermanns, die die künstlerische und politische Überzeugung von ihm verdeutlichen.

Originalzitate des Malers sind mit einem Stern gekennzeichnet. Am Ende des Buches findet man ein Quellenverzeichnis.

In den Anekdoten erfährt man auch einiges über sein Elternhaus, seine Kindheit und Jugend. So kann man darüber lesen, wie er schon als Schuljunge begeistert zeichnete und seine Schulhefte mit Tierzeichnungen, Porträts von einfachen Leuten - Leuten von der Straße - füllte. Schon als Zwölfjähriger veröffentlichte eine Zeitschrift von ihm zwei Federzeichnungen, für die er 2 Taler erhielt. Das gefiel seinem strengen Vater aber überhaupt nicht. Dieser war sehr empört darüber, dass Max eine künstlerische Laufbahn einschlagen wollte. Wie es Liebermann doch gelang, seinenTraum zu verwirklichen, kann man in einigen Anekdoten hier im Buch lesen.

Interessant fand ich, dass der berühmte Chirurg Sauerbruch sein Nachbar war. Als dieser sich beschwerte, dass die Sitzungen für sein Porträt zu lange dauerten, entgegnete ihm Liebermann: "Wenn Sie ’n Fehler machen, lieber Professor, dann deckt ihn anderntags der grüne Rasen. Aber ’n Fehler von mir sieht man über hundert Jahre an der Wand hängen." 

Sehr interessant fand ich auch seine Bemerkungen zu künstlerischer Freiheit, die er an die Redaktion des "Vorwärts" im Jahre 1918 schrieb. Er beschäftigte sich auch viel mit der Phantasie in der bildnerischen Kunst und betonte, dass ein Maler malen soll, was er sieht und nicht nach Theorien.

Er war ua. ein großer Verehrer der Dichtkunst von Goethe. Auch erfährt der Leser, dass er die italienische bildnerische Kunst nach einer Italienreise mit ganz anderen Augen betrachtete und erstaunt war, über ihre Schönheit.

Nach der Machtergreifung von Hitler, lebte der Künstler bis zu seinem Tod zurückgezogen in Berlin. Viele seiner Werke wurden als "Entartete Kunst" von den Nazis beschlagnahmt...

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Leben und Werk dieses bedeutenden deutschen Künstlers wurden mir dadurch näher gebracht. Ich werde jetzt mit ganz anderen Augen seine Werke in Ausstellungen betrachten.  Dieses Buch kann ich jedem Kunstfreund nur empfehlen.

 


Rezension zu "Habe die Ehre... Zille" von Walter Plathe

 

Inhalt

Walter Plathe hat den »Pinselheinrich« auf der Bühne gespielt und mit Soloprogrammen über Zille das Publikum begeistert, er ist Mitbegründer des Zille-Museums und in der Zille-Gesellschaft tätig. Kurz: Zille liegt ihm an Herzen. Mit diesem Buch begibt sich der Urberliner Plathe auf die Spur des Mannes, der – nach Tucholsky – »die reinste Inkarnation Berlins verkörpert«. Plathe lässt den Meister selbst zu Wort kommen. In den Anekdoten und Geschichten lebt der unverwüstliche, oft bittere, stets aber menschenfreundliche Witz Zilles auf. Mit Worten und markanten Zille-Bildern führt Plathe uns ins »Milieu«: auf Berliner Hinterhöfe, in Mietskasernen, zum Schwof in Kaschemmen und zum Tingeltangel, zu Luden, Huren, sozial Entwurzelten - und zu Berliner Gören mit blassen Gesichtern und großer Klappe, deren Darstellung in seinem Buch »Kinder der Straße« Zille erste Popularität brachte. Plathe folgt den biografischen Spuren Heinrich Zilles und zeichnet nach, wie aus dem »kleenen Sachsen« aus Radeburg der einzigartige Maler und Chronist des Berliner Volkslebens wurde.

Autor

Walter Plathe, geboren 1950 in Berlin und im Ackerstraßenviertel aufgewachsen, begann seine Laufbahn an der »Distel«. Nach der Schauspielschule ging er ans Schweriner Theater und spielte in zahlreichen DEFA- und TV-Filmen mit. Als ZDF-»Landarzt« erlangte er große Popularität, hatte Theaterengagements u.a. in Köln, Hamburg, Berlin und trat mit Solo-Programmen auf. 2017 erschien seine Autobiografie »Ich habe nichts ausgelassen«.

Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel; 1. Edition (10. März 2020)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 128 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3359011767

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359011767

Meine Einschätzung 

Den berühmten Künstler Heinrich Zille kenne ich schon von Kindheit an. Ich liebe seine Zeichnungen, die das Leben der einfachen Leute im damaligen Berlin zeigen. Das Dicke Zillebuch habe ich viele Male angesehen und dazu die Geschichten vom Pinselheinrich, wie Zille liebevoll genannt wird, gelesen. Wenn ich in Berlin bin, sehe ich mir auch sehr gern die Hinterhöfe an, in denen die Menschen damals gewohnt haben und die Zille gezeichnet hat. Heute ist vom damaligen Elend nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil sie sind begrünt und so zu  wundervollen Oasen in der Großstadt Berlin geworden. 

Ich habe mich sehr gefreut, dass im Eulenspiegel Verlag dieses Büchlein herausgegeben wurde. In ihm schildert der Schauspieler Walter Plathe, den ich auch sehr verehre, das Leben und Schaffen von Heinrich Zille. Plathe ist auch bekannt für sein Zille Programm. Er hat sich damit das Ziel gesetzt, dass niemand diesen großen Künstler vergessen sollte und nun auch mit diesem Buch ihm ein Denkmal gesetzt.

In Anekdoten und Geschichten lässt uns der Autor Teil haben am Leben von Zille und seinem Werdegang zum berühmten Maler. Illustriert ist das Büchlein mit Zeichnungen von Zille, die das damalige Leben der armen Berliner Bevölkerung zeigen. Alles ist sehr unterhaltsam und auch mit Witz geschrieben. Walter Plathe lässt Zille selbst über sein Leben erzählen. Am Ende des Buches gibt es eine Biographie mit den wichtigsten Daten aus dessen Leben.

Hier einige Stationen vom Leben des Malers, die vom Autor unterhaltsam beleuchtet werden:

Heinrich Zille wurde 1858 als Sohn eines Uhrmachers in Radeburg bei Dresden geboren. Das Geld reichte kaum zum Überleben und auf der Flucht vor Gläubigern zog die Familie 1867 nach Berlin.

In den ersten Kapiteln liest man im Buch einiges über die Kindheit von Zille, der schon frühzeitig mithelfen musste, zum Unterhalt der Familie beizutragen. Dabei war er sehr einfallsreich und es macht Spaß seine Ausführungen darüber zu lesen. Er zeichnete bereits damals schon gern, doch davon wollte sein Vater nichts wissen.  Wie er trotzdem eine Ausbildung zum Lithografen beginnen konnte und 3 Jahre die Abendschule der "Königlichen Kunstschule" besuchte, liest man hier in diesem Büchlein.  Nachdem er seinen Militärdienst in Frankfurt/Oder absolviert hatte, heiratete er 1883. Er wird Vater von 3 Kindern.Mit der Familie zieht er 1892 nach Berlin-Charlottenburg. 

Viel Interessantes steht im Buch auch über seinen weiteren künstlerischen Werdegang.

Durch eine enge Freundschaft mit Max Liebermann wurde er auf dessen Vorschlag  als ordentliches Mitglied in die Preußische Akademie der Künstler berufen und zum Professor ernannt. So ist aus dem kleinen Jungen, der in seinem Leben Armut und Elend erlebt hat, ein bedeutender deutscher Künstler geworden.

Zu seinen engsten Freunden zählten auch Käthe Kollwitz, Erich Mühsam, Otto Nagel und viele andere bekannte Künstler.

1929 stirbt Heinrich Zille in Berlin-Charlottenburg.

Durch dieses Buch habe ich den Künstler Heinrich Zille näher kennengelernt. Es ist ein Muss für jeden Kunstliebhaber und Verehrer von Heinrich Zille.


 

Dienstag, 1. August 2023

Rezension zu "Glückstöchter" von Stephanie Schuster

 

Inhalt

Eine Reise durch sechs Jahrzehnte: Anna und Eva, verbunden durch ihr tiefes Verständnis zur Natur, aber getrennt durch ein schicksalhaftes Geheimnis. Der erste Band der neuen Serie von Bestseller-Autorin Stephanie Schuster (»Die Wunderfrauen«)

München, 1976: Minze, Vanille und Rosenholz … Für Eva ist die Welt voller Gerüche – und diese sind für sie die Basis aller Gefühle. Besonders Pflanzen und deren heilende Wirkung begeistern sie. Ein Pharmazie-Studium scheint genau das Richtige für Eva zu sein, und sie stürzt sich voller Neugier in das wilde, freie Schwabinger Studentenleben. Doch dann findet Eva etwas heraus, das ihre ganze Welt infrage stellt.

Gut Dreisonnenquell im Voralpenland 1910: Wenn Anna Lindenblüten pflückt, die zartgrünen Blätter des Frauenmantels sammelt oder ganz einfach mit den Händen in der Erde arbeitet, fühlt sie sich frei. Als Tochter des bekannten Botanikers Christoph von Quast, möchte sie die Geschicke des Guts weiterführen und die Pflanzenzucht übernehmen. Doch als ihr Vater wieder heiratet, muss sie erfahren, dass sie in seinen Zukunftsplänen nicht auftaucht ...


Autorin

Stephanie Schuster lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Bio-Hof in Oberbayern. Sie arbeitete viele Jahre als Illustratorin, bevor sie selbst Romane schrieb – zuletzt die Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«. Sie engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung, in einem »Eine-Welt-Laden« und setzte sich für fairen Handel ein.

 Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Taschenbuch; 1. Edition (29. März 2023)

 Sprache ‏ : ‎ Deutsch

 Taschenbuch ‏ : ‎ 528 Seiten

 ISBN-10 ‏ : ‎ 3596707463

 ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3596707461

Meine Einschätzung 

Im Roman gibt es zwei Erzählstränge - in dem einen begegnen wir Eva, die 1976 in München Pharmazie studiert.  Im Friseursalon der Eltern hilft sie oft mit und sie ist bei der Kundschaft sehr beliebt, zumal sie selber Kosmetik aus Pflanzen herstellt. Sie liebt die Welt der Düfte. Alles scheint gut zu laufen, doch dann entdeckt sie ein Familiengeheimnis und das ist für sie schwer zu verkraften...

In dem anderen Erzählstrang begegnen wir der jungen Anna, die mit ihrem Vater behütet auf dem Gut Dreisonnenquell im Jahr 1910 lebt. Ihr Vater, ein bekannter Botaniker hat in ihr von Kind auf die Liebe zu den Pflanzen geweckt und so träumt sie davon, eines Tages die Pflanzenzucht zu übernehmen. Doch als der Vater heiratet und sie auch einen Stiefbruder als Familienmitglied bekommt, scheint ihre Welt zusammenzubrechen.

So beginnt mit der Geschichte der beiden Frauen für den Leser eine Reise in verschiedene Leben, die sechs Jahrzehnte voneinander getrennt sind. Man darf darauf gespannt sein, was beide Frauen verbindet...

Die Autorin hat das Leben der Menschen in den verschiedenen Zeitperioden sehr  gut recherchiert und man sieht beim Lesen wie in einem Film die Handlung bildhaft vor sich. 

Leider ist es der Autorin nicht gelungen den Spannungsbogen in der Geschichte hochzuhalten, Oft zu langatmig werden die Geschehnisse im Leben der beiden jungen Frauen geschildert. Es stört beim Lesen auch oft, dass zwischen den Erzählsträngen hin- und hergesprungen wird. Hat man sich wieder in eine Geschichte hineingelesen, folgt im nächsten Kapitel der Sprung zum anderen Erzählstrang.

Sehr interessant fand ich die Beschreibung der damaligen historischen Begebenheiten, wie die Einführung des elektrischen Stroms, die Bekämpfung von Tuberkulose, die Erforschung neuer Pflanzen, wie es in der Geschichte um Anna zu lesen ist.

Währenddessen kommen in Evas Erzählung um Klima- und Umweltschutz, Gleichberechtigung, Naturkostbewegung, artgerechte Tierhaltung, Anti-Atomkraft, freie Liebe ua. vor.

Der Kreis zwischen beiden Geschichten schließt sich zum Schluss des Buches. Wer es erfahren möchte, was beide Frauen verbindet, muss dieses Buch lesen.

Gefallen haben mir auch die Rezepte für ein vegetarisches Paradiesmenü, das im Buch enthalten ist.

Dieses Buch ist Auftakt einer Glückstöchter-Trilogie und so geht die Geschichte bald weiter...

  

Rezension zu " Josch der Froschkönig - ein Nicht-Märchen " von Petra Piuk und Gemma Palacio

 

Inhalt:

Josch ist nicht nur der Ur-ur-ur-ur-ur-Enkel des Froschkönigs, sondern der King jeder Moor-Blubber-Party. Ein Nicht-Märchen über Freundschaft und die verrückte Welt der Frösche
Es war einmal .... SCHON WIEDER? Jessica König will keine Märchen mehr hören, sondern eine Geschichte über das Jetzt. Sie hat auch keine Lust, mit der Goldkugel zu spielen, sondern spielt lieber Fußball. Als der Ball ins Matschloch fällt und Jessica weint, weil sie niemanden zum Spielen hat, taucht Josch, der Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel vom Froschkönig, auf und tröstet sie. Dabei ist auch er traurig. Er will zur Moor-Blubber-Party, auf der sich alle Frösche der Welt versammeln, der Weg dorthin ist wegen dem Straßenverkehr aber viel zu gefährlich. Jessica will Josch helfen und verwandelt sich plötzlich selbst in einen Frosch. Gemeinsam versuchen sie kleine und große Hindernisse zu überwinden, um hoffentlich bald mit allen anderen das Froschbein zu schwingen.  

Autorinnen

Petra Piuk geboren 1975 in Güssing (Burgenland), lebt in Wien. Bevor sie Autorin wurde, war sie u.a. Kasperltheaterspielerin, Mitarbeiterin in Umweltschutzorganisationen, Moderatorin bei Kinderveranstaltungen, TV-Redakteurin einer Tiersendung oder Darstellerin in einem Tierschutzspot. 

Gemma Palacio geboren 1985 in Asturien (Nordspanien), lebt seit einigen Jahren in Salzburg. Sie hat Kommunikationswissenschaft studiert und lange als Grafikerin gearbeitet. 2019 hat sie die Entscheidung getroffen, einfach nur zu zeichnen, wovon sie immer geträumt hatte. Seitdem zeichnet sie für Kindermagazine und für verschiedene soziale Organisationen.

Altersempfehlung: 6 - 99 Jahre

2023, 64 Seiten, Maße: 19,2 x 25,3 cm, Gebunden, Deutsch

Illustration:Palacio, Gemma

Verlag: Leykam

ISBN-10: 370118285X

ISBN-13: 9783701182855

Erscheinungsdatum: 24.07.2023 

Meine Einschätzung 

Dieses moderne Märchen, das ein Nicht- Märchen sein will, ist wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Lesen im Grundschulalter. Die Illustrationen sind lustig und kindgerecht. Im Buch selbst gibt es ein Frosch-Hüpf-Spiel, dessen Spielplan auch dem Buch beigelegt ist und mit Würfeln und Spielefiguren gespielt werden kann. Dabei gibt es viele Fragen zu Fröschen und ihrer Lebensweise zu beantworten. In der Geschichte von Jessica, die keine Märchen mehr hören will, sondern lieber Geschichten vom Jetzt und dem Ur-Ur-Ur- Enkel vom Froschkönig geht es ums Anderssein, von Freundschaft und vom Leben der Frösche. Darüber erfahren die Kinder viel Neues - es werden verschiedene Froscharten vorgestellt. Sie erfahren etwas von der Lebensweise der Frösche und welche Gefahren auf sie lauern. Auch das echte Märchen von Froschkönig hat seinen Platz im Buch gefunden.

In einem Froschquiz können die Kinder ihr Wissen über die Frösche prüfen. Es gibt auch Platz zum Gestalten und Aufschreiben von eigenen Froschgeschichten. Wie man ein Freundschaftsbuch gestaltet, erfahren die kleinen Leser auch in diesem Kinderbuch. Die Autorinnen haben sich auch im Freundschaftsbuch vorgestellt. Zum Schluss des Buches bekommen die Kinder Anregungen, wie sie aktiv mithelfen können, die Frösche zu schützen.

Das Buch ist für Kinder ab 6 Jahren gedacht. Ich finde, es ist ein sehr gelungenes Kinderbuch.