Mittwoch, 16. August 2023

Rezension zu "Brechts Lai-tu" Erzählt von Ruth Berlau, aufgeschrieben von Hans Bunge

 

Inhalt

»Schwächen. Du hattest keine. Ich hatte eine: Ich liebte«, schreibt Ruth Berlau an Bertolt Brecht, den großen Dramatiker und Kommunisten des 20. Jahrhunderts. Als seine langjährige Mitarbeiterin und zeitweilige Geliebte war ihr Blick auf ihn ebenso persönlich wie beruflich. Sie berichtet Bunge von ihrer Arbeit mit Brecht, den Werken, an denen sie saßen, der Praxis am Theater, von den anderen Frauen im Umfeld, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin, Helene Weigel, vom Kennenlernen in Dänemark, vom Widerstand gegen den Faschismus, von Flucht und Exil über Schweden und Amerika in die DDR nach Berlin, wo Brecht mit seinen Leuten das Berliner Ensemble gründete. – Hans Bunge hat Ruth Berlaus Erinnerungen 1959 in langen Gesprächen festgehalten und 1985 zu diesem Buch verarbeitet. Schnell wurde »Brechts Lai-tu« zu einem Klassiker der Brecht-Literatur. Weit mehr als nur ein Buch über den Dichter Brecht erzählt es die Geschichte einer Frau, die in der Arbeit für ein Größeres aufging und sich dabei selbst behaupten musste. Die Neuausgabe erscheint beträchtlich erweitert durch einen kommentierenden Anhang, der auch weitere Dokumente enthält.

Autor und Mitwirkende 

Hans Bunge (1919–1990) arbeitete als Dramaturgie- und Regieassistent am Berliner Ensemble, als Leiter für das Bertolt-Brecht-Archiv sowie als Editor an der Akademie der Künste, ab 1968 als Dramaturg und Regisseur für verschiedene Theater. »Brechts Lai-tu« erschien 1985.

Jan Knopf, geboren 1944 in Arnstadt, Abitur in Hannover und Studium in Göttingen, war seit 1989 Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht an der Uni Karlsruhe. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel über Brecht veröffentlicht und ist Mitherausgeber der dreißigbändigen Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe sowie des Brecht-Handbuchs in fünf Bänden.

Ruth Berlau (1906–1974) arbeitete viele Jahre mit Bertolt Brecht, den sie 1933 in Dänemark kennengelernt hatte. Brecht nahm sie in das »Buch der Wendungen« auf, wo er sie »Lai-tu« nannte.
 

Herausgeber ‏ : ‎ Eulenspiegel Verlag; erweiterte Neuausgabe Edition (17. April 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 384 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 335903032X

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3359030324

Meine Einschätzung

Ich war sehr neugierig auf das Buch, da ich schon in meiner Kindheit die Werke von Bertolt Brecht sehr gerne gelesen habe. Besonders verdanke ich das dem Buch " Bertolt Brecht - Ein Kinderbuch", das ich einmal zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Über Ruth Berlau habe ich mal etwas in einem Roman gelesen, in dem es um die Freundschaft der Hauptgestaltin zu Bertolt Brecht in dessen Immigration während es 2.Weltkrieges ging.  Danach wollte ich mehr über Brechts Lai-tu lesen und freute mich sehr, dass der Eulenspiegel Verlag dieses Buch herausgegeben hat.

Erzählt von Ruth Berlau und aufgeschrieben von Hans Bunge, erfährt man beim Lesen in unterhaltsamer Form viel über das Leben von Ruth und deren Zusammenarbeit mit Brecht. Ihr ist es zu verdanken, dass die Arbeiten von Brecht über die lange Zeit des Exils nicht verloren gingen. Sie beschrieb sich selbst als seine "Aufschreiberin". In Dänemark geboren, begeisterte sie sich früh für die Schauspielerei und wurde mit der Rolle der Anna aus Bertolt Brechts Stück " Trommeln in der Nacht" in Dänemark bekannt. 

Ihr Weg in die Kommunistische Partei Dänemarks war ein richtiges Abenteuer, das ausführlich sehr interessant im Buch beschrieben wird. 

Neben der Theaterarbeit schrieb sie Kolumnen für die Zeitung und veröffentlichte ihre  Texte unter dem Pseydonym Maria Sten.

Mit welchem großen persönlichen Einsatz sie Anfang der 30er Jahre ein revolutionäres Arbeitertheater in Kopenhagen mitaufgebaut hatte, liest man in einem weiteren Kapitel im Buch.

1933 kam es zu einer ersten Begegnung mit Brecht und seiner Familie, der sich zu der Zeit im Exil auf der dänischen Insel Fünen aufhielt. Dort lernte sie auch Helene Weigel, die Frau von Brecht, und ihre 2 gemeinsamen Kinder kennen.

23 Jahre war Ruth Berlau eng an der Seite von Bertolt Brecht und half mit, seine Stücke weltberühmt zu machen. Dazu trugen auch ihre Übersetzungen der Stücke aus dem Deutschen bei. Auch nach seinem Tod 1956 war ihr  Lebensinhalt seine Stücke am Leben zu halten und deren Archivierung weiter zu betreiben. Sie wurde die Chronistin der Brechtschen Theaterarbeit. Sie war sein Begleiter durch viele Exilstationen wie Schweden, Finnland, Sowjetunion, Amerika. Mit welchen persönlichen Opfern das verbunden war, liest man in diesem Buch.

 Aber man erfährt auch viel über die Persönlichkeit von Bertolt Brecht und seiner Frau, der weltberühmten Schauspielerin Helene Weigel. Sehr interessant fand ich auch die Kapitel, in denen die Entstehung neuer Theaterstücke näher beleuchtet werden. Auch über den Zusammenhalt von unterschiedlichen deutschen und ausländischen Künstlern, die während der deutschen Naziherrschaft im Exil leben mussten, lesen zu können, ist sehr interessant.

Wieso Ruth Berlau von Brecht Lai-tu genannt wurde und in seinem Werk "Buch der Wendungen" zu einer unsterblichen literarischen Figur wurde, erfährt man in diesem Buch.

Im Anhang des Buches findet man persönliche Erinnerungen des Autors an Ruth Berlau. Dabei werden von ihm Stationen ihres Lebens unterhaltsam und interesssant beleuchtet. Eine Chronik mit den wichtigsten Lebensstationen von Ruth Berlau rundet das Gesamtbild dieser bedeutenden Frau ab.

Persönliche Fotos illustrieren das Buch und geben einen Einblick in das Leben von Ruth Berlau.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch die Schreibweise, dass alles in der Ich-Form berichtet wird, ist super, da man als Leser so unmittelbar am Geschehen teilnimmt. Die literarischen Werke von Brecht werde ich nun mit ganz anderen Augen lesen und im Theater ansehen, denn ich kenne nun die Hintergründe, die zur Entstehung beigetragen haben.

Das Buch setzt ein Denkmal für die Frau, ohne die die Werke von Brecht vielleicht nie so bekannt geworden wären und bringt uns den Künstler und seine Frau noch näher. Für alle Liebhaber des literarischen Werkes von Brecht ein Muss.































 

 


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