Sonntag, 9. August 2020

Rezension zu " Unsere glücklichen Tage" von Julia Holbe

  

Inhalt

Lenica, Marie, Fanny und Elsa verbringen einen nicht enden wollenden Sommer an der französischen Atlantikküste. Wie ein Versprechen liegt die Zukunft vor ihnen, so ausgelassen und unbeschwert sind sie, dass sie gar nicht merken, wie das Leben seine Weichen stellt. Als sie sich viele Jahre später wiedersehen, erkennen sie, dass ihre Träume sie noch immer wie eine schicksalhafte Kraft verbinden. Trotz allem, was geschehen ist, seit jenem Abend, als Lenica ihren Freund Sean mitbrachte. Und die unaufhaltbare Geschichte ihren Lauf nahm...Julia Holbe erzählt von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens: von Liebe und Freundschaft, Schuld und Verrat, von Zufall und Schicksal und davon, dass wir die Vergangenheit immer nur so erinnern, wie wir sie haben wollen.

Autorin

Julia Holbe, Jahrgang 1969, ist Luxemburgerin. Sie lebt in Frankfurt am Main und in der Bretagne. Zwanzig Jahre arbeitete sie als Lektorin für internationale Literatur im S. Fischer Verlag. »Unsere glücklichen Tage« ist ihr erster Roman. 

 Gebundene Ausgabe: 320 Seiten 

Verlag: Penguin Verlag (16. März 2020) 

Sprache: Deutsch 

ISBN-10: 3328601104 

ISBN-13: 978-3328601104

 

Meine Einschätzung 

Dieser Roman lässt den Leser eintauchen in eine Geschichte voller Freundschaft, Liebe, Sehnsüchte, der Frage nach dem Sinn des Lebens und von verpassten Chancen. Elsa, die uns diese Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, verbringt in ihrer Jugend gemeinsam mit ihren Freundinnen Lenica, Fanny, Marie den Sommer immer in einem Ferienhaus an der französischen Atlantikküste. Sie erleben jedes Jahr unbeschwerte Stunden und freuen sich auf ihren nächsten gemeinsamen Urlaub, bevor jede in ihren Alltag zurückkehrt. Nichts scheint diese Freundschaft zerstören zu können.

An einem Sommertag bringt Lenica ihren Freund Sean mit, ein junger Ire, der ab nun zum Freundeskreis dazu gehört. Elsa verliebt sich in ihn und glaubt mit ihm den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch das Schicksal hat andere Wege geplant und so kommt es, dass es für alle der letzte gemeinsame Sommer im Leben gewesen sein soll...

Viele Jahre später begegnen sich Elsa, Marie und Fanny wieder und beschließen wieder gemeinsame Sommertage in dem Ferienhaus zu verbringen, so wie sie es in ihrer Jugend gemacht haben. Jede hat ihr Leben bis dahin ohne Kontakt zu den anderen Frauen gelebt. Sie sind teils verheiratet, haben Kinder, ihren Beruf...Doch das Band , das die Freundinnen früher verband, ist immer noch da und sie wollen gemeinsam darüber sprechen, was in ihrem Leben falsch lief, warum der Kontakt untereinander plötzlich nicht mehr da war. Dann steht plötzlich Sean im Ferienhaus...Alte Gefühle brechen auf und Elsa glaubt wieder, die Liebe ihres Lebens für immer gefunden zu haben. Doch der freiheitsliebende Ire ist nicht sofort bereit ein neues Leben mit ihr zu beginnen. Es fällt auch beiden schwer über ihre Gefühle zueinander zu sprechen und so verbringen sie zwar miteinander wunderschöne Sommertage, aber oft zweifelt Elsa an der Wahrhaftigkeit der Gefühle von Sean ihr gegenüber....

Warum kommt Lenica nicht zum Treffen der Freundinnen? Welches Geheimnis verbirgt Sean vor Elsa?

Wird es für beide eine Zukunft geben?

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die Schreibweise der Autorin ist beinahe poetisch. Sie versteht es sehr gut psychologisch die Hintergründe für die Handlungen der einzelnen Figuren herauszuarbeiten. Es ist ein leises Buch, das zum Nachdenken anregt. Es gibt dem Leser mit auf den Weg, jeden Tag des Lebens gut zu nutzen und nichts zu verschieben. Freundschaften müssen gepflegt werden und dazu gehört auch offen und ehrlich über Probleme zu sprechen und Verständnis für den anderen aufzubringen. Man soll seine Sehnsüchte versuchen zu erfüllen und seine Träume dadurch Wirklichkeit werden lassen.

Ich wünsche dem Buch viele begeisterte Leser.

 

  

Donnerstag, 6. August 2020

Rezension zu " Das verlorene Kopftuch - Wie der Iran mein Herz berührte" von Nadine Pungs



Inhalt

Ohne Kopftuch auf die Straße gehen, Wein trinken und sich bis über beide Ohren in einen Mann verlieben. All das erlebt Nadine Pungs im Iran, obwohl es streng verboten ist. Von Teheran über den Persischen Golf bis fast an die Grenze zu Aserbaidschan erkundet sie, wie das Land jenseits westlicher Klischees tatsächlich tickt. Sie will staunen und lernen und dieses Land mit all seiner Schönheit und Unerbittlichkeit begreifen. Wortgewaltig schildert sie, wie sich ihre Schwarz-Weiß-Vorstellungen in tausendundeine Schattierung auflösen und wie der Iran sie herausfordert und zugleich beschenkt.

Autorin

Nadine Pungs wurde 1981 im Rheinland geboren, studierte Literaturwissenschaft und Geschichte. Davor, währenddessen und danach tingelte jahrelang als Kleinkünstlerin durch die Dörfer und spielte am Theater. Auf der Suche nach Intensität und Schönheit zieht es sie immer wieder in die Welt. Bei Malik erschien zuletzt "Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman".

Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: NG Taschenbuch; Auflage: 1. (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492406343
ISBN-13: 978-3492406345

Meine Einschätzung

Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, denn als junge Frau ganz alleine ohne Reisegruppe in den Iran zu fliegen und dort dieses Land zu erkunden, erfordert in meinen Augen sehr viel Mut. Ich selbst war als junge Frau im Nachbarland von Iran, in Aserbaidschan und habe dort privat Land und Leute kennen - und lieben gelernt. Aber im Iran ist die Stellung der Frau immer noch mittelalterlich und ich war schon sehr interessiert, mehr von der Autorin und ihren dortigen Erlebnissen zu lesen.
Ich wurde nicht enttäuscht, denn durch einen sehr lebendigen Schreibstil, glaubt man als Leser mit auf die Reise zu gehen. Natürlich nimmt Nadine Pungs auch westliche Vorstellungen von der Unterdrückung der Frau in einem von Mullahs beherrschten Land mit. Doch in Gesprächen mit Mädchen und Frauen zeigt sie uns, dass das Land sich im Wandel befindet. Immer mehr lehnen den Schleier oder das Kopftuch ab und bekommen auch Unterstüzung besonders von den jungen Männern. Doch es gibt immer noch strenge Regeln, sogar in Bussen und Bahnen gibt es extra Abteile für Männer und Frauen. Auch die Strafen für offen gezeigte Liebe, wie zB. einen Kuss in der Öffentlichkeit, oder Fremdgehen sind grausam und mittelalterlich, durch Auspeitschen und Steinigen...
Die Autorin ist sehr erfreut und überrascht über die Gastfreundlichkeit der Menschen, die sie in ihre Häuser einladen und bewirten. Auch bei der Suche eines Hotels, in dem man ohne Probleme übernachten kann, zeigen sich die Menschen sehr hilfsbereit. Auf Ausflügen mit Fremdenführern erlebt die Autorin die Schönheiten der Natur, erfährt viel aus der Geschichte des Landes und findet schnell neue Freunde. Es ist auch eine Reise zu sich selbst, denn in ruhigen Stunden, beim Warten auf den nächsten Bus oder beim Beobachten des Sonnenuntergangs, fühlt sie, dass auch in ihrem eigenen Leben sich etwas ändern muss, damit sie wieder glücklich sein kann.
In dem Buch zeigt die Autorin auch viele politische und gesellschaftliche Hintergründe auf und erklärt sie. Sie beschreibt die Rolle der Revolution, den Sturz des Schahs, die Rolle des Korans im heutigen Leben der Menschen. Das alles ist sehr unterhaltend und interessant.
Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der mehr über das heutige Leben der Menschen im Iran wissen möchte, mehr als oft die Nachrichten der westlichen Welt verbreiten.