Freitag, 21. Juli 2023

Rezension zu " ZU ZWEIT" von Simon Strauss

 

Inhalt

Ein stiller Teppichhändler, der sich ganz den Häusern und Dingen verschrieben hat. Eine junge Frau, die sich auf ihr Talent zur Improvisation und ihr heiteres Wesen verlässt. Eine alte Stadt, die über Nacht von einer alptraumhaften Flut heimgesucht wird. Zwei Fremde, die das Schicksal in einer Nacht zusammenführt und die herausfinden müssen, was es heißt, zu zweit zu sein. 

Es ist Nacht und er kann nicht einschlafen. Auf das Dach schlägt der Regen. Irgendwann steht er auf und geht die Treppe hinunter. Kniehoch steht das Wasser im unteren Stock. Schuhe, Kleider, Schüsseln, Kissen schwimmen darin. Ein Hubschrauber ist dann und wann zu hören. Er zieht sich Stiefel an und geht hinaus, um Hilfe zu suchen. Eine Frau hat sich auf ein Floß gerettet. Sie treibt auf dem wilden Fluss, die Ufer gezeichnet von der Zerstörung. Alles, was sie ausgemacht hat, hilft ihr jetzt nicht mehr. Sie ist auf sich allein gestellt. Das Floß lässt sich nicht steuern, genauso wenig wie ihre Angst …

Diese feine Novelle erzählt von einem Ausnahmezustand, einer Welt ohne festen Boden. Und sie fragt, wie zwei Fremde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch zusammenfinden. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit einem besonderen Blick für all das, was unsere Welt im Verborgenen ausmacht.

 

Autor

Simon Strauß, geboren 1988 in Berlin, studierte Altertumswissenschaften und Geschichte in Basel, Poitiers und Cambridge. Er ist Mitgründer der Gruppe »Arbeit an Europa«. 2017 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer althistorischen Arbeit über Konzeptionen römischer Gesellschaft. Er lebt in Frankfurt, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sein Erstlingswerk »Sieben Nächte« fand viel Beachtung bei Kritik und Publikum.

Herausgeber ‏ : ‎ Tropen; 2. Druckaufl., 2023 Edition (14. Januar 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3608501908

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608501902

 

Meine Einschätzung 

Dieses Buch gehört zu den besten, die ich in diesem Jahr gelesen habe. In einer besonders bildhaften Sprache, die Poesie und Sprachkunst vereint zu einer stimmungsvollen berührenden Novelle, wird die Geschichte von einem jungen Teppichhändler erzählt, der eines Nachts sich völlig alleine findet in einer alten Stadt, die von einer gewaltigen Flut überrollt wird. Rettung scheint unmöglich. Alle Menschen sind geflohen. Nur ihn scheint man vergessen zu haben... 

Die zweite Hauptperson ist eine junge Frau, die sich auch vor den Fluten zu retten versucht, auf einem alten Floß. Diese beiden Hauptgestalten sind in ihrem Charakter völlig unterschiedlich, doch das Schicksal führt sie hier in dieser Umweltkatastrophe zusammen und beide beginnen den Kampf ums Überleben...

Der Verkäufer, namentlich wird er nicht benannt, ist ein Einsiedler, der das Teppichgeschäft seines Vaters übernommen hat und dem es schwerfällt auf andere Menschen zuzugehen. Er erschafft sich eine Traumwelt und redet mit Dingen, um so seine Einsamkeit auszuhalten.

Die Vertreterin, so wird die junge Frau genannt, ist vom Charakter ganz anders, denn sie liebt es neue Bekanntschaften zu machen und sich mit Menschen zu treffen. 

Über die beiden erfährt man, wie sich ihre Verhaltensweisen von Kindheit an entwickelt haben und was ihre Lebensträume beinhalten.

Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, jedes Kapitel symbolisiert eine neue Phase und Erfahrung im Leben des Protagonisten. Die Kapitel "Das Zimmer", "Die Stadt", "Der Fluss", "Das Land" und "Das Haus" sind Metaphern für die unterschiedlichen Räume und Situationen, die der Protagonist durchlebt.

Die Geschichte beginnt im Kapitel "Das Zimmer", wo der Protagonist gefangen in seinem eigenen Leben und seiner eigenen Welt ist, die von Einsamkeit und Selbstzweifel geprägt ist. Es folgt das Kapitel "Die Stadt", wo er versucht, sich in der Welt zurechtzufinden und mit den Herausforderungen des Stadtlebens fertig zu werden. Im Kapitel "Der Fluss" erfährt der Protagonist eine Phase der Transformation und des inneren Wachstums. Das Kapitel "Das Land" führt ihn zu einer Rückkehr zur Natur und zu einem einfacheren Leben, während das letze Kapitel "Das Haus" den Protagonisten in eine Phase des Aufbaus und der scheinbaren Stabilität führt. Es beinhaltet auch eine zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden Haupthelden entwickelt.

Simon Strauss' Schreibstil ist fließend und einnehmend, und seine Charakterisierung der handelnden Personen ist tiefgründig und nuanciert. Die Themen, die in "Zu Zweit" behandelt werden, sind universell und tiefgründig. Sie reichen von der Suche nach Identität und Zugehörigkeit bis hin zur Auseinandersetzung mit Einsamkeit und Verlust. Der Autor verwendet eine Vielzahl von literarischen Techniken, um diese Themen zum Leben zu erwecken, darunter detaillierte Beschreibungen, symbolische Bilder und emotionale Dialoge.

Mein abschließendes Urteil über die Novelle "Zu Zweit" ist sehr positiv. Es ist ein Buch, das ich anderen ohne Zögern empfehlen würde. Es ist eine kraftvolle und bewegende Lektüre, die sowohl die Freuden als auch die Schwierigkeiten des menschlichen Lebens in eindringlicher Weise darstellt. Obwohl es sich um eine fiktionale Erzählung handelt, spiegelt "Zu Zweit" doch viele universelle Wahrheiten über das menschliche Dasein wider, die die Leser auf einer tiefen und persönlichen Ebene ansprechen werden. Es ist ein Buch, das lange nach dem Umblättern der letzten Seite im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt.