Mittwoch, 2. Oktober 2019

Rezension zu "Marzahn mon Amour" von Katja Oskamp

Inhalt

"Katja Oskamp braucht nicht viele Worte, um ein ganzes Leben zu erzählen. Normale Leute, ein kaum beachteter Ort - spektakuläre Geschichten." Bov Bjerg

Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin in Berlin-Marzahn, einst das größte Plattenbaugebiet der DDR. Und schreibt auf, was sie dabei hört – Geschichten wie die von Herrn Paulke, vor vierzig Jahren einer der ersten Bewohner des Viertels, Frau Guse, die sich im Rückwärtsgang von der Welt entfernt, oder Herrn Pietsch, dem Ex-Funktionär mit der karierten Schiebermütze. Geschichten voller Menschlichkeit und Witz, Wunderwerke über den Menschen an sich – von seinen Füßen her betrachtet.

Autorin 

Katja Oskamp, geboren 1970 in Leipzig, ist in Berlin aufgewachsen. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft arbeitete sie als Dramaturgin am Volkstheater Rostock und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bisher wurden von ihr der Erzählungsband Halbschwimmer und die Romane Die Staubfängerin und Hellersdorfer Perle veröffentlicht. 

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten 
Verlag: Hanser Berlin; Auflage: 2 (22. Juli 2019) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3446264140 
ISBN-13: 978-3446264144

Meine Einschätzung 

Aufmerksam auf das Buch wurde ich durch mehrere Fernsehauftritte der Autorin, in denen sie über ihr Leben sprach und darüber, wie die Idee zu diesem Buch entstanden ist.
Marzahn ist bekannt als eine große Plattenbausiedlung in Berlin. Wie leben die Menschen heute dort? Viele von ihnen bekamen ihre Wohnung schon zu DDR Zeiten. Was hat die Wende diesen Menschen gebracht? Welche Geschichten verbergen sich hinter ihnen?
In unterhaltsamer, teils humorvoller Art gibt die Autorin Einblicke in ihre tägliche Arbeit als Fußpflegerin. Bei der Behandlung der Füße öffnen viele Menschen ihr ihre Seelen und so ist sie nicht nur Fußpflegerin, sondern gleichzeitig, Lebensberaterin, Seelentrösterin, Freundin.
Vor allem für die einsamen alten Menschen ist der monatliche Termin bei ihr ein Highlight. So erfahren wir beim Lesen ganze Menschenschicksale oft voller Trauer, aber auch Mut und Optimismus.
Die Autorin bringt uns aber auch den Stadtteil Marzahn näher, wo freundliche Menschen wohnen, in dem es Nachbarschaftshilfe gibt und eine feste Verbundenheit, besonders unter den Alteingesessenen.
Man merkt durch die liebevolle Erzählweise, wie sehr Katja Oskamp ihren Beruf liebt und die Menschen in Marzahn.
Das Buch regt zum Nachdenken über das Zusammenleben der Menschen, nicht nur in Plattenbauten, an. Was weiß man selbst über seine Nachbarn? Wieviel ist man bereit auf andere Menschen zuzugehen und ihnen zu helfen, ihr Leben etwas feundlicher zu gestalten und sie aus ihrer Einsamkeit zu befreien.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet. Ich wünsche ihm viele begeisterte Leser.

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