Montag, 16. Juli 2018

Rezension zu "Wenn wir wieder leben" von Charlotte Roth





Inhalt


Eine tragische Familiengeschichte und die Geschichte einer großen Liebe, die ins Nazideutschland zurückführt
Der neue große historische Roman von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth
Das vornehme Ostseebad Zoppot bei Danzig in den 1920er Jahren. Hier herrschen überschäumende Lebenslust und unbeschwerte Sommerfrische.
Die vier Freunde Lore, Gundi, Julius und Erik erfreuen die Kurgäste mit flotten Rhythmen und eingängigen Melodien und träumen vom Durchbruch als Musiker.
Bald ist ihnen tatsächlich Erfolg beschieden, auf dem Luxusschiff Wilhelm Gustloff befahren sie die Meere – und ignorieren, dass sich die Zeiten schon lange geändert haben. Gundi verliebt sich in den Sänger Tadek, aber dann überfällt Hitler Polen, und Tadek schließt sich dem Widerstand gegen die Nazi-Besatzer an: Das Ende einer großen Liebe?

Autorin

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Mit ihrem Roman "Als wir unsterblich waren", der auf einem Stück ihrer eigenen Familiengeschichte basiert, erfüllte sie sich einen langgehegten Traum, und der Roman wurde zum Bestseller. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa, hält an ihrem Koffer in Berlin aber unverbrüchlich fest.

Taschenbuch: 608 Seiten 
Verlag: Knaur TB (2. Juli 2018) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3426520303 
ISBN-13: 978-3426520307
zu kaufen :  https://amzn.to/2miSZvE

Meine Einschätzung

Charlotte Roth gehört zu meinen Lieblingsautoren schon seit vielen Jahren. Ihre Romane sind sehr emotional geschrieben, geschichtlich sehr gut recherchiert und versprechen immer sehr tiefgehende Leseerlebnisse, die einen nie mehr loslassen und oft die Sicht auf das Leben verändern.
In diesem neuen Roman, zu dem sie vorher auf Spurensuche in die Heimat ihrer Oma nach Sopot und Gdansk nach Polen fährt, erzählt sie eine Familiengeschichte über Liebe, Freundschaft, Flucht, Verrat. Mich hat diese Geschichte sehr interessiert, da auch meine Oma ihre Heimat im damaligen Ostpreußen hatte und sie im Januar 1945 mit meiner damals 12jährigen Mutti von dort fliehen musste. Auf Facebook konnte ich miterleben, wie die Autorin in die alte Heimat ihrer Oma gereist ist und welche Gedanken und Gefühle dabei entstanden.
Der Roman ist in zwei Erzählsträngen geteilt. Zum einen ist da Wanda, eine Studentin in Westberlin 1963, die mit ihren Schwestern und ihrer Mutter, sowie ihrer Tante zusammenlebt. Wanda möchte gern mehr über die Vergangenheit ihrer Familie wissen, doch da trifft sie bei ihrer Mutter und ihrer Tante nur auf Schweigen. Auf der anderen Seite wird die Geschichte um Gundi erzählt, beginnend im Sommer 1927 in der Freien Stadt Danzig und im Ostseebad Zoppot. Mit ihren Freunden macht sie zusammen Musik und ihr Traum ist, eines Tages ein Lied zu schreiben, mit dem sie berühmt werden. Sehr bildhaft werden das damalige Leben von der Autorin beschrieben und man ist beim Lesen hautnah dabei. Die Jugendlichen haben ein scheinbar glückliches Leben, wenn nicht die drohenden Wolken des Faschismus sich aufbauen würden. Doch das scheint die Jugendlichen erstmal nicht zu stören, da sie mit einem Hit " Morgen am Meer" durchstarten und durch die Nazis viele Engagements bekommen. Sie werden nun ein wichtiger Teil der "Kraft durch Freude" Organisation. und bekommen sogar auf der "Gustloff" - damals noch ein Urlauberschiff - ein Dauerengagement, wodurch es ihnen möglich ist, viele Länder zu bereisen. Das war schon immer ein Traum von Gundi. Überhaupt scheint sie in einer Traumblase zu stecken, die aber zerplatzt, als der Krieg ausbricht, die "Gustloff" zum Lazarettschiff wird und die polnische Bevölkerung von den Faschisten verfolgt und ermordet wird.
Wanda begibt sich im anderen Erzählstrang auf die Suche nach Spuren des Lebens ihrer Mutter in das heutige Polen. Dabei muss sie schreckliche Dinge erfahren, was die Faschisten mit der polnischen Bevölkerung während des Krieges in Westpreußen getan haben. Der Ausschwitzprozeß wird vorbereitet und ihr Freund Andras, dessen Familie während des zweiten Weltkrieges in den KZ's umgekommen ist,  hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zeugen aufzuspüren und die Täter von damals vor Gericht zu bringen. Für Wanda sind die geschichtlichen Beweise über die Grausamkeiten der Deutschen ein Schock, denn sie wuchs wohlbehalten und behütet bei ihrer Mutter in Westberlin auf und das Thema, warum sie nach Westberlin gekommen sind, war tabu. Auf ihrer Reise in Polen erfährt sie ein Familiengeheimnis...
Die Geschichte ist sehr berührend geschrieben. Es gibt in der Handlung einige unvorhergesehene Wendungen. Die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert. Besonders den Opa von Gundi, liebevoll "Pop" genannt, habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er ist ein sehr einfühlsamer lieber Mensch, der für seine Enkelin immer da war und erinnerte mich an meinen eigenen Opa.
Ich persönlich habe viel Neues über das Leben im damaligen Westpreußen erfahren. Leider war das damalige Leben auch in unserer Familie nie ein Gesprächsthema. Bis zu ihrem Tod hat meine Oma unter der Flucht und den Verlust ihrer Heimat gelitten...
Der Roman ist heute aktueller denn je. Die Flüchtlingsproblematik steht jeden Tag in großen Schlagzeilen zu Diskussion. Deshalb ist diese Geschichte auch Mahnung daran zu denken, wie Kriege Leben zerstören, wieviel Opfer auch heute noch jeden Tag in vielen Ländern zu beklagen sind. 
Ich wünsche diesem Buch viele begeisterte Leser und kann es nur jedem wärmstens empfehlen.




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