Samstag, 30. Juni 2018

Rezension zu "Orchis" von Verena Stauffer





Inhalt

Anselm ist Botaniker und leidenschaftlicher Orchideenforscher. Mitte des 19. Jahrhunderts begibt er sich auf eine Expedition nach Madagaskar. Dort findet er nicht nur die schönste Orchidee der Welt, sondern Erfüllung, die aber nur von kurzer Dauer ist. Auf dem Schiff zurück in die Heimat verrückt sich etwas in Anselm: Aus seiner Schulter wächst eine Orchidee. Zu Hause angekommen, bringen ihn seine Eltern in eine Nervenheilanstalt, wo er sich bald wieder erholt. Seiner wissenschaftlichen Laufbahn scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Doch die Zeit arbeitet gegen ihn: Die politischen Umbrüche verändern sein Umfeld. Die wissenschaftlichen Neuerungen durch Darwin stellen seine Theorien auf den Kopf. Und die überstürzte Reise nach China bringt Ungeahntes zutage.

Verena Stauffer beweist in ihrem Debütroman ein besonderes Gespür für die Wahrnehmungen und Empfindungen ihrer Figuren. Sie lässt uns teilhaben an einer höchst sinnlichen Reise in den fernen Osten und führt uns noch weiter – in die Abgründe und das Innerste der menschlichen Psyche.

"Eines Tages, so erzählte er später, begannen die Orchideen sich zu bewegen, irgendwann legten sie ihre Blätter auf seinen Kopf, hielten ihn und legten ihre Blütenhäupter daneben."


Autorin

1978 in Oberösterreich geboren. Lebt in Wien. Studium der Philosophie an der Universität Wien. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Manuskripte-Förderungspreis, den Rotahorn Literaturpreis sowie das Projektstipendium des Bundeskanzleramts Österreich. Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien (Manuskripte, Die Presse am Sonntag, Lichtungen u.a.). 2014 ist ihr Lyrikdebüt „Zitronen der Macht“ bei Hochroth erschienen. „Orchis“ ist ihr erster Roman.
  
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten 
Verlag: Kremayr & Scheriau; Auflage: 1 (12. März 2018) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3218011043 
ISBN-13: 978-3218011044
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Meine Einschätzung 

Dieses Buch ist so sprachgewaltig geschrieben, voller Poesie, dass es mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Die Hauptgestalt, der junge Botaniker und Forscher Anselm, ist fasziniert von den Orchideenpflanzen, deren Entdeckung und Erforschung sein Leben beherrscht. Er, der durch seinen Vater schon frühzeitig mit in die botanische Erforschung einbezogen wurde, begibt sich auf eine Reise nach Madagaskar, um hier den Stern der Orchideen zu finden und mit nach Europa zu nehmen. Diese Reise fordert seine physischen und psychischen Kräfte. Beim Lesen entdeckt man mit ihm die Schönheiten des Regenwaldes des Landes. Die Beschreibung durch die Autorin ist so bildhaft, dass man meint die subtropische Atmosphäre selbst zu spüren, den Duft der Blüten zu riechen, die Farbenvielfalt zu sehen. Anselm erlebt die Gastfreundlichkeit der Einheimischen und begegnet einem englischen Botaniker, den auch das Finden des 'Sterns von Madagaskar' sehr interessiert.
Alle Probleme werden mit enormer Kraft versucht zu bewältigen, denn das Ziel, diese seltene Pflanze zu finden, lässt alle Schwierigkeiten ganz klein werden. Es ist überwältigend zu lesen, wie diese beiden Forscher in der damaligen Zeit mit viel Herzblut versuchen, diese Aufgabe zu meistern.
Abenteuerlich wird die Rückfahrt in die Heimat, denn das Schiff gerät in einen Sturm. Dabei verlieren sie wertvolle Pflanzen. Durch diesen Schock wird Anselm psychisch schwer krank. Seine Eltern finden für ihn eine Psychiatrie, in dem der Chefarzt sich sehr um Anselm bemüht. Man erfährt als Leser einiges über die Situation von psychisch Erkrankten in der damaligen Zeit.
Anselm beginnt nach seiner Heilung, durch die Fürsprache seines Vaters, als Lehrer in einer Universität , die Studenten für seine Forschungen in der Botanik, zu interessieren und sie in diesem wissenschaftlichen Gebiet zu unterrichten. Doch die Zeit ist die Zeit des politischen Umbruchs und die Studenten wollen mehr über die politischen Zusammenhänge erfahren. Anselm interessiert sich aber nicht dafür. Er brennt weiter für seine Forschungen und als er von einer noch unbekannten Orchidee in China erfährt, lässt er alles stehen und liegen und versucht dorthin zu gelangen... Durch diese Reise will er Darwins verschiedenen Erkenntnissen über die Fortpflanzung von Orchideen etwas entgegensetzen, denn anhand der neuen Pflanze, hofft er, dessen Lehren widersprechen zu können. Wie es ihm auf dieser Reise ergeht und was es mit seinem Leben macht, erfährt man auch in diesem Buch.
Mich hat dieses Buch sehr gefesselt und verzaubert und hoffe, dass es viele begeisterte Leser findet.
 






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