Freitag, 14. Mai 2021

Rezension zu "Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau" von Björn Stephan

 

Inhalt

Von der Poesie des Plattenbaus, der ersten Liebe, weißen Zwergen und blauen Riesen: Ein Debütroman voller Einfühlungsvermögen, Witz und Melancholie

Seitdem er klar denken kann, und das ist im Sommer 1994 erst seit einigen Monaten der Fall, sammelt Sascha Labude, ein etwas verträumter 13-Jähriger, einzigartige Wörter. Wie zum Beispiel Ling, ein Wort, das aus China stammt und das Geräusch beschreibt, wenn zwei Jade-Steine aneinanderschlagen. Dabei gibt es in Klein Krebslow, der Plattenbausiedlung, in der Sascha und sein bester, klavierspielender und Elton-John-verehrender Freund Sonny aufwachsen, eigentlich nur Beton und ein paar Kiesel.

Und auch sonst ist Saschas Leben relativ ereignislos, sofern man außer Acht lässt, dass das alte Land untergegangen und Saschas Vater verstummt ist, und dass die Pawelkes, die scheußlichsten Schläger der Siedlung, im selben Aufgang wohnen wie er.

Doch dann zieht Juri nach Klein Krebslow. Ein geheimnisvolles Mädchen, das alles über die Sterne und die Entstehung des Universums zu wissen scheint. Nur wo sie selbst herkommt, darüber will sie nichts erzählen. Als Sascha und Juri zufällig beobachten wie die Pawelkes den alten Irren zusammenschlagen, einen Mann, über den viele Gerüchte durch die Siedlung geistern, beginnt für die zwei ein alles verändernder Sommer, nach dem kaum noch etwas so ist wie es einmal war.

Autor

Björn Stephan, geboren 1987 und aufgewachsen in Schwerin, lebt in München. Als Reporter schreibt er für die ZEIT und gelegentlich für das SZ-Magazin. Seine Reportagen wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Sozialpreis, dem Axel-Springer-Preis und dem Reporterpreis. Mit »Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau« stellt er sein literarisches Debüt vor. 

 

Herausgeber : Galiani-Berlin; 2. Edition (11. Februar 2021) 

Sprache : Deutsch 

Gebundene Ausgabe : 352 Seiten 

ISBN-10 : 3869712295 

ISBN-13 : 978-3869712291

 

Meine Einschätzung 

Die Handlung spielt in den ersten Jahren nach dem Mauerfall. In einer Plattenbausiedlung begegnet man den unterschiedlichsten Menschen und alle haben ein Problem. Die DDR ist verschwunden und mit ihr das bekannte gesellschaftliche Leben. Es ist nicht leicht sich in der neuen Gesellschaftsordnung zurecht zu finden. Und da die Erwachsenen mit Problemen, wie Arbeitssuche, Bürokratie, Ausländerhass, Geldmangel...und mit sich selbst zu tun haben, haben die Jugendlichen es noch viel schwerer, denn ihnen fehlt ein Ansprechpartner, um sich in der neuen Ordnung wohl fühlen zu können.

Erzählt wird die Geschichte von dem 13 jährigen Sascha und Juri, die ihre erste zarte Liebe erleben und sich gegenseitig Halt geben. Da ist noch der alte Mann, der alte Sachen auf der Straße sammelt und den die meisten Menschen meiden...Welches Geheimnis steckt dahinter? 

Sascha hat einen Freund, Sonny, der Elton John verehrt und genau wie dieser ein berühmter Musiker werden möchte. Während er an einem Song für einen Musikwettbewerb schreibt und keine Zeit mehr für Sascha hat, lernt dieser Juri, das neue Mädchen in ihrer Klasse näher kennen. Diese schwärmt für den Kosmos und die ersten sowjetischen Kosmonauten. Sie macht Juri begeistert mit ihrem Wissen über die Sterne und die Weltraumforschung bekannt und auch mit ihrem Freund, dem alten Mann von der Straße, Herrn Reza.

Dieser versucht den Kindern Denkanstöße zu geben, über das neue Leben, über die Menschen und wohin ihre Reise im Leben noch gehen kann. Saschas Leidenschaft ist es, schön klingende Wörter aus anderen Sprachen zu sammeln, die im deutschen eine poetische Bedeutung haben. 

Das Leben könnte so schön sein, wären da nicht die Pawelke Brüder, die durch Diebstähle, Schlägereien, Sprühen von Nazisymbolen, die Menschen einschüchtern... Als dann auch noch Sascha beobachten muss, wie sie den alten Mann auf der Straße zusammenschlagen, schmiedet er mit Juri einen Plan... 

Die Handlung des Buches beginnt im Jahr 2019. Juri ist in die Siedlung zurückgekehrt, um die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter auszuräumen. Dabei findet sie die Geschichte, die Sascha 1994 aufgeschrieben hat...So erlebt sie und auch der Leser die mit viel Emotionen, aber auch Witz und Melancholie getragenene Geschichte ihrer Jugend in einem Land, das einen großen Umbruch erlebt hat, den nicht jeder Mensch gut verkraften konnte.

Der Autor schafft mit diesem Roman eine Erinnerung für alle, die diese Zeit nicht miterlebt haben und so damit vielleicht ein besseres Verständnis für das Leben der Menschen in Ostdeutschland bekommen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, denn es schenkt unterhaltsame Lesestunden und wird jedem Leser in Erinnerung bleiben.

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen