Freitag, 2. Juni 2023

Rezension zu "AFRIKA und die Entstehung der modernen Welt" von Howard W. French

 

Inhalt

In dieser fesselnden Darstellung erkundet Howard W. French die zentrale, aber absichtlich vernachlässigte Rolle Afrikas und der Afrikaner bei der Entstehung von Wirtschaftssystemen und politischem Denken unserer modernen Welt. Souverän und aufrüttelnd zeigt der Autor, wie die tragische Beziehung zwischen Afrika und Europa, die im 15. Jahrhundert begann, unsere Moderne hervorbrachte.

Die Geschichte Afrikas ist lange in die entlegendsten Winkel unserer globalen Geschichte verbannt worden. Doch was ist, wenn wir statt dessen Afrika und die Afrikaner in den Mittelpunkt unseres Denkens über die Ursprünge der Moderne stellen? In einer mitreißenden Darstellung, die mehr als sechs Jahrhunderte umspannt, deutet Howard W. French die Erzählung vom mittelalterlichen und ins Licht der Geschichte tretenden Afrika grundlegend neu. Dabei zeigt er, wie der ökonomische Aufstieg Europas und die Verankerung der Demokratie im Westen ebenso wie die Durchsetzung der so genannten Ideale der Aufklärung aus Europas entmenschlichendem Umgang mit dem »schwarzen« Kontinent erwuchsen. In packenden Schilderungen spürt der Autor den Lebensläufen wichtiger afrikanischer Persönlichkeiten nach: von unvorstellbar reichen mittelalterlichen Kaisern, die mit dem Nahen Osten und darüber hinaus Handel trieben, über die Stammesfürsten des Kongo, die den europäischen Mächten im 17. Jahrhundert heldenhaft die Stirn boten, bis hin zu den ehemaligen Sklaven, die die Haitianer aus der Leibeigenschaft befreiten und dem Lauf der Geschichte eine andere Richtung gaben. Eine kraftvolle Neudeutung der Weltgeschichte, deren neues Verständnis unserer gemeinsamen Geschichte uns auffordert, sich dieser Vergangenheit zu stellen, um eine andere Zukunft gestalten zu können.

Autor 

Howard W. French, geboren 1957, hat sich als Auslandskorrespondent einen Namen gemacht und das Weltgeschehen für verschiedene Zeitungen kommentiert. 1986 ging er zur New York Times und berichtete von 1990 bis 2008 aus dem Ausland für The Times als Büroleiter für Mittelamerika und die Karibik, für West- und Zentralafrika, für Japan und die beiden koreanischen Staaten sowie für China mit Sitz in Shanghai. Seit 2008 ist er Professor of Journalism an der Columbia Iniversity.


Herausgeber ‏ : ‎ Klett-Cotta; 2. Druckauflage, 2023 (18. März 2023)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 512 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3608986677

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608986679

Meine Einschätzung

Über die Entwicklung Afrikas und die historischen Hintergründe mehr zu wissen, hat mich sehr interessiert. Deshalb war ich sehr gespannt auf dieses Buch und ich wurde nicht entäuscht.

Der Autor erkundet in ihm die absichtlich vernachlässigte Role Afrikas und der Afrikaner bei der Entstehung von Wirtschaftssystemen und politischem Denken unserer modernen Welt. 

Das Buch ist untergliedert in 5 Teilen:

Die Entdeckung Afrikas

Der Dreh- und Angelpunkt

Der Wettlauf um Afrikaner

Der Lohn des Pythongottes

Der Schwarze Atlantik und eine neu gestaltete Welt

Illustriert ist das Buch im Mittelteil mit Fotografien, die teils die Orte zeigen, denen man beim Lesen begegnet. Außerdem zeigen die Fotos historische Persönlichkeiten und Kunstobjekte.

Am Ende beinhaltet das Buch ein Register mit den wichtigsten Stichwörtern, sowie Anmerkungen mit einem Literaturverzeichnis zu den Schwerpunkten im Buch.

Der Autor lässt in seinem Buch auch persönliche Erfahrungen über die Geschichte und Entwicklung Afrikas einfließen. Er ist ein Kind afro-amerikanischer Eltern. Die Orte über die er schreibt, kennt er durch seine Familiengeschichte und seine 40jährige Arbeit als Journalist und Schriftsteller.

Die Geschichte der Familie seiner Mutter hat ihren Anfang in der Sklaverei in Virginia. Schon als Student hatte er großes Interesse Afrika selbst zu erleben und tat das in den Semesterferien. Seine Frau stammt aus einer Familie, deren Ursprung in Ghana liegt. Als Auslandskorrespondent der New York Times war er lange Jahre in der Karibik unterwegs und bereiste Haiti, Barbados und Jamaika. So bekam er hautnah Einblick in die historischen Ereignisse während der Kolonialzeit in diesen Gebieten, die besonders auch für die Sklaverei bekannt waren.

Später, in den 1990er Jahren, wurde er Reporter in Westafrika, in der SahelZone und in den Bloodlands an der  Küste, die den Sklavenhandel vorrangig versorgten. Er reiste in Länder deren Geschichte mit dem Sklavenhandel verbunden war, durch den der wirtschaftliche Aufschwung vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa gefördert wurde. Der Autor erinnert an die Millionen Sklaven, die unmenschlich behandelt wurden, als Ware als billige Arbeitskräfte verkauft wurden und viele von ihnen starben auf den Plantagen oder bei schwerster Arbeit in den Fabriken.

Der Autor fordert auf, die Geschichte der vergangenen sechs Jahrhunderte und die zentrale Rolle Afrikas bei der Schaffung einer imperialen Wirtschaftsordnung neu zu schreiben. Denn dabei hat dieses Land, unsichtbar in der Geschichtsschreibung, es erst möglich gemacht, dass wir heute so leben, wie wir leben.

Dafür legt der Autor mit diesem Buch eine wichtige Grundlage. Ich habe es mit großem Interesse gelesen.



 

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