Freitag, 18. März 2022

Rezension zu "Heute graben" von Mario Schlembach

 

Inhalt

Alles beginnt mit A. Ein Totengräber steigt in einen Zug und trifft A., seine erste Liebe. A. ist auch der Grund, weshalb er zu schreiben beginnt. In seinem Tagebuch begibt er sich auf eine Irrfahrt entlang der Untiefen des Dating- und Friedhofsalltags. Als bei ihm dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird – kurioserweise, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat –, befeuert die Todesangst noch die unermüdliche Suche nach der wahren Liebe. Wird er sie finden oder bleibt sie für immer unerreichbar? Mario Schlembach zieht in heute graben sämtliche Register des autofiktionalen Erzählens und gräbt sich mit einer Baggerschaufel voll Ironie durch eine nicht abreißen wollende Enzyklopädie des Scheiterns. Dabei erweist sich Schlembach als wahrer Meister des Tragisch-Komischen, das Lachen ist selbst in den traurigsten Momenten nicht weit. Keine Zeit für Gedanken an die eigene Vergänglichkeit – vor dem nächsten Grab gilt es noch die größte Liebesgeschichte aller Zeiten zu vollenden.  „Wie viele Wege muss ich noch suchen, um A. nicht zu finden?“


Autor

Mario Schlembach, geboren 1985, aufgewachsen als Bauernsohn neben dem Lagerfriedhof Sommerein. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Philosophie und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien. Im Studienjahr 2020/21 absolvierte er die Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film. Schlembach lebt als Schriftsteller und Totengräber in Wien und Niederösterreich. Seine beiden ersten Romane „Dichtersgattin“ (2017) und „Nebel“ (2018) erschienen im Otto Müller Verlag und erhielten zahlreiche Auszeichnungen. www.bauernerde.at

Herausgeber ‏ : ‎ Kremayr & Scheriau (14. März 2022)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3218012953 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3218012959

 

Meine Einschätzung 

Diese Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Erzählt in der Ich-Form von einem jungen Mann, der seinen Platz im Leben und seine Liebe finden möchte. Aber seine große Liebe A. ist verschwunden. Er versucht in verschiedenen Dates mit jungen Frauen, diese großen Gefühle, die er in der Liebe zu  A. entwickelt hat, wieder zu finden. Er kann aber keine richtige Bindung zu ihnen aufbauen. Auf der einen Seite schreckt die jungen Frauen seine Tätigkeit als Totengräber ab, auf der anderen Seite seine Erzählungen über seine große Liebe zu A., die ihn nicht löslässt. Wer A. ist erfährt der Leser erst am Ende des Buches... Der junge Mann möchte Schriftsteller werden. Er beginnt ein Buch über seine große Liebe zu A. zu schreiben. Aber er ist sich dabei selbst im Weg. Als eine Lungenkrankheit bei ihm diagnostiziert wird, scheint jeder Lebensmut verschwunden. Er pendelt nur noch zwischen Friedhof, Arzt und abendlichen Kneipentouren hin und her. Zu oft greift er nach dem Alkohol, um seine Sorgen zu betäuben. Trotzdem möchte er, der jetzt durch seine Krankheit Todesangst bekommt, noch einmal eine große Liebe erleben. Ob ihm das gelingt, erfährt der Leser in dieser Geschichte.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die teilweise sehr depressive Stimmung des jungen Mannes, dem Leser zu verdeutlichen. Man hofft beim Lesen, dass alles sich noch zum Guten wenden möge. Wie in einem Tagebuch erlebt man hautnah den Alltag des jungen Mannes mit. Die Erzählung ist autofiktional, da hier Erfahrungen des Autors, der auch als Totengräber tätig ist, eingeflossen sind. 

Trotz aller depressiver Stimmung gelingt es dem Autor meisterlich mit schwarzem Humor und tragisch-komischen Momenten die Erzählweise bunt zu gestalten.

Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst und auch zum Nachdenken über sein eigenes Leben anregt.

 

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