Donnerstag, 24. März 2022

Rezension zu "Aibohphobia" von Kurt Fleisch

 

Inhalt

Der angesehene und hochdekorierte Psychiater Dr. H. behandelt einen äußerst interessanten Fall, den Patienten S. Der wird trotz mehrmaliger Selbsteinweisung und starker Medikation von Wahnvorstellungen geplagt und sucht einen Ausweg aus seinen Angstzuständen. Dr. H. erkennt in S. das ideale Forschungssubjekt, um seine bahnbrechende Hypothese zur Erklärung jeder möglichen Geisteskrankheit zu überprüfen. Doch auch Dr. H. verliert mit laufender Behandlung mehr und mehr den Halt in der Realität. Und als er sich selbst nach einer manischen Episode in der Psychiatrie wiederfindet, verschwimmt die klare Trennung zwischen Arzt und Patient – wer ist hier eigentlich der Verrückte, und wer hat die Macht, das festzustellen? Kurt Fleisch lockt mit kurzen, heiteren und unverfänglichen Szenen in eine Geschichte hinein, die sich systematisch verknotet und uns rasch in einem immer wahnwitzigeren, immer gefährlicheren Wirbel mit sich fortreißt, bis Raum, Zeit und handelnde Personen im Auge des Sturms plötzlich in eins zusammenfallen. Überraschend, verstörend und kompromisslos. „Es gibt absolut keinen Grund, an Ihren Geisteskrankheiten zu zweifeln, mein Freund, die sind und bleiben real, trotz aller Widersprüchlichkeit zwischen Ursache und Wirkung.“

Autor

Kurt Fleisch, geboren in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich. Studium der Philosophie und Germanistik. Neben der Literatur arbeitet er selbstständig in der IT-Branche, wo er seltsame Algorithmen entwirft, sowie im Bereich des maschinellen Lernens, speziell im Zusammenhang mit sogenannten Deepfakes und Videokunst. www.bananenfisch.net 

Herausgeber ‏ : ‎ Kremayr & Scheriau (21. Februar 2022) 

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3218013100 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3218013109

 

Meine Einschätzung 

Der Titel des Buches "Aibohphobia" ist ein Palindrom - ein Wort, das man von vorn und hinten lesen kann und dasselbe Wort ergeben. So ist auch die Geschichte aufgebaut. Aber Vorsicht - dieses Büchlein ist nichts für schwache Nerven...

Erzählt wird die Geschichte von einem Psychiater, der seinen Beruf sehr, man kann sagen zu sehr liebt.  Der Leser wird durch die Briefe, die der Arzt einem seiner Patienten schreibt in die Handlung hineingezogen. Es ist ein einseitiger Briefwechsel, denn die Antwortbriefe des Patienten bleiben dem Leser verschlossen. Hauptinhalt ist die Diskussion über die Frage- Was ist Wirklichkeit. In seinem Patienten S. erkennt der Psychiater das ideale Forschungsobjekt um seine bahnbrechende Hypothese zur Erklärung jeder möglichen Geisteskrankheit zu überprüfen.

So geht es in den Briefen um die neuesten Zustände des Patienten, aber auch des Arztes, um Einweisungen in die Psychiatrie, um Rezepte mit Höherdosierung der Psychopharma ...

Aber auch philosophische Ausschweifungen des Arztes über Realität, Tod, Sterben werden erörtet. Der Arzt schreibt dabei solche Gedanek, wie - Mich erheitert augenblicklich die Vorstellung, der Tod selbst würde allein durch meine Forschung verschwinden, was aber nicht meine Absicht ist... Er vergleicht die Wissenschaft, die er sich unterwerfen muss, mit der Wahnwelt, die sich der psychisch Kranke unterwerfen muss.

In der Handlung vermischen sich immer mehr die reale Welt mit der Wahnwelt und so weist sich der Arzt selbst in die Psychiatrie ein...Seine Briefe werden immer konfuser, bis sich dann auch die Personen von Arzt und Patienten austauschen.... Selbst die Natur kann  dem kranken Arzt nicht mehr helfen, von seinem verwirrten Geist geheilt zu werden. Zu groß ist die Angst, dass durch Geisterhand diese Natur mit allem, was existiert plötzlich ausgelöscht werden kann.

In diesem Verwirrspiel von Psychosen und Festhalten an seinen wissenschaftlichen Forschungen, Missbrauch mit Psychopharmarka und Flucht in eine Realität, die schon nicht mehr seine zu sein scheint, wird der Leser oft wie betäubt zurückgelassen. Es ist ein Horrorszenario, das aber durch sehr guten sprachlichen Schreibstil Lust macht weiterzulesen und den versteckten Humor dabei zu entdecken.

Ein Büchlein, das seinesgleichen sucht und neugierig macht auf neue Bücher des Autors.

 

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