Dienstag, 26. Oktober 2021

Rezension zu "Sandseele" von Wolf Gregis

 

Inhalt

Afghanistan Ende 2008. Die internationale Schutztruppe ISAF droht zu scheitern. Die Taliban erheben sich erneut und drängen auch die Bundeswehrsoldaten in ihre Feldlager zurück. Eine gemeinsame deutsch-afghanische Operation soll das Blatt wenden. Ziel ist die gefährlichste Provinz im Norden: Kunduz. Zehn Jahre lang hat der ehemalige Offizier Martin Küfer seine Erinnerung an diese Operation verdrängt. Als er nach einem Anschlag in Mazar-e-Sharif unerwartet seinen afghanischen Freund Abdul in der Tagesschau erkennt, holt ihn die Vergangenheit ein.

Autor


Wolf Gregis, geboren 1981 in Wismar, wuchs in Schwerin auf und lebt in Rostock. Er absolvierte eine Offiziersausbildung bei der Bundeswehr und diente im Auslandseinsatz in Mazar-e-Sharif und Kabul, Afghanistan. Er studierte Germanistik, Geschichte, Bildungswissenschaften und Sprachliche Kommunikation und Kommunikationsstörungen in Rostock. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Schulpädagogik und Bildungsforschung der Universität Rostock erforscht Wolf Gregis im Rahmen seiner Dissertation Theorie-Praxis-Relationen im Lehramtsstudium. Er unterrichtet darüber hinaus Deutsch und Geschichte.

Wolf Gregis ist Redakteur der "Risse. Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern". Für den Landeswettbewerb "Die Freiheit ist ja da. Literaturwettbewerb zum 30. Jahrestag des Mauerfalls" war er 2019 als Juror tätig. 2020 erhält er das Literaturstipendium der Hanse- und Universitätsstadt Rostock für die Arbeit an seinem Afghanistan-Roman und Debüt "Sandseele" (Arbeitstitel).

Als Mitglied des Literaturhauses Rostock e. V. und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. fördert Wolf Gregis das literarisch-kulturelle Leben und die friedliche Erinnerungskultur in Mecklenburg-Vorpommern. Im Bund Deutscher EinsatzVeteranen e. V. und Veteranenkultur e. V. unterstützt er darüber hinaus die bewusste Integration von Veteranen in die Mitte der Gesellschaft. 

Herausgeber ‏ : ‎ BoD – Books on Demand; 1. Edition (4. Oktober 2021) 

Sprache ‏ : ‎ Deutsch 

Taschenbuch ‏ : ‎ 382 Seiten 

ISBN-10 ‏ : ‎ 3754316028 

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3754316023

Meine Einschätzung 

Hinter dem Pseudonym des Autors Wolf Gregis  verbirgt sich der Afghanistan-Experte Christian Taszaek, der 2008-2009 in Mazar-e-Sharif und Kabul als Offizier die afghanische Nationalarmee begleitete. Es ist ein Roman, der unter die Haut geht und zeigt, was der Kriegseinsatz in Afghanistan mit den Menschen macht. Ich war sehr gespannt auf das Buch, vor allem nach dem plötzlichen Abzug der Soldaten vor wenigen Wochen aus Afghanistan. 

Der Romanheld, Martin Küfer, war vor 10 Jahren im Einsatz in Afghanistan. Inzwischen glaubt er dieses Trauma, das bei ihm durch die Erlebnisse dort entstanden ist, überwunden zu haben. Doch ein Tagesschaubericht holt die Erinnerungen wieder hevor und er ist sich bewußt, nur wenn er sich dem Trauma stellt, kann er vielleicht wieder voll in das normale Familienleben einsteigen.

Man merkt beim Lesen, wieviele persönliche Erfahrungen des Autors in diesem Roman eingeflossen sind. Sehr stark sind durch den Autor die psychischen Probleme beim und nach dem Einsatz beschrieben. Man taucht in eine Welt ein, in dem Menschen unter unerträglichen Lebensbedingungen leben müssen, in ständiger Angst und Bedrohung durch die Taliban. Man fühlt mit Martin Küfer mit, der gerne helfen möchte, doch hilflos dem Elend dieses Volkes gegenüber steht. 

Sprachlos machen der Umgang der Deutschen mit den Angehörigen der afghanischen Armee, der Uneinigkeit der Befehlshaber der einzelnen Waffengattungen und der verschiedenen internationalen Einsatztruppen. Durch den afghanischen Dolmetscher Abdul wird dem Haupthelden ein neuer Blick auf das Land und die Besonderheiten der afghanischen Weltanschauung gewährt. Doch es gelingt ihm nur zum Teil, hier helfend eingreifen zu können, um größere Katastrophen verhindern zu können.

Der Hauptheld muss leider sehr schnell erkennen, dass sein Vertrauen missbraucht wird und er Spielball im Konflikt zwischen stationierten Deutschen und afghanischen Verbündeten wird, der durch Missverständnisse entstanden ist und der ein Opfer fordert, seinen besten Kameraden, der ihn vor dem Einsatz noch gewarnt hat.

Das Buch hat in mir viele Fragen zur Notwendigkeit und Nutzen der Kriegseinsätze unserer Soldaten in anderen Ländern aufgeworfen. Es zeigt auch die Sinnlosigkeit der Opfer, die unter den Soldaten entstanden sind. Auch die unterschiedliche Herangehensweise der obersten Befehlshaber der Eingreiftruppen, die sich in der Handlung oft nicht einig sind, hat mich erschüttert. Wenn man das Buch liest, ist einem klar, warum diese Aktion, die 20 Jahre in Afghanistan stattfand , viele Opfer und Geld gekostet hat, zum Scheitern verurteilt war. Auch erfährt man einige Beweggründe, warum sich Soldaten für diesen Einsatz melden.

Ein Buch, das Aufklärung bringt und zeigt, das Konflikte durch Kriege nie gelöst werden können.

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