Montag, 13. August 2018

Rezension zu "Zeit der Zauberer" von Wolfram Eilenberger

Inhalt

Die Jahre 1919 bis 1929 markieren eine Epoche unvergleichlicher geistiger Kreativität, in der Gedanken zum ersten Mal gedacht wurden, ohne die das Leben und Denken in unserer Gegenwart nicht dasselbe wäre. Die großen Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger prägten diese Epoche und ließen die deutsche Sprache ein letztes Mal vor der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zur Sprache des Geistes werden.

»Dieses schön erzählte Buch schildert die Jahre zwischen 1919 und 1929, in denen Heidegger, Wittgenstein, Benjamin und Cassirer Weltbedeutung gewannen. Zusammen bilden sie eine erstaunliche geistige Konstellation, vier Lebensentwürfe und vier Antworten auf die Frage: Was ist der Mensch? Herausgekommen ist dabei das Sternbild der Philosophie in einem großen Augenblick im Schatten der Katastrophen davor und danach.«
Rüdiger Safranski

Autor 

Wolfram Eilenberger, geboren 1972, war langjähriger Chefredakteur des »Philosophie Magazins«, ist »Zeit«-Kolumnist, moderiert die »Sternstunden der Philosophie« im Schweizer Fernsehen und ist Programmleiter der »phil. cologne«.
Er hat mehrere populärphilosophische Sachbücher geschrieben. In zahlreichen Talkshow-Auftritten im Deutschen Fernsehen gibt er der Philosophie eine Stimme und ein Gesicht. Sein Buch »Finnen von Sinnen« war 17 Monate auf der »Spiegel«-Bestsellerliste.
Seit November 2017 ist er Programmleiter des Berliner »Nicolai-Verlags«. 


Gebundene Ausgabe: 431 Seiten 
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 6. Druckaufl. (8. Juli 2018) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3608947639 
ISBN-13: 978-3608947632
zu kaufen: https://amzn.to/2P2rFiJ

Meine Einschätzung

Der Autor Wolfram Eilenberger erzählt in seinem Buch sachkundig und detailreich, spannend und gelehrt  über "das große Jahrzehnt der Philosophie" zwischen 1919 und 1929 – die Dekade, in der sich Europas Schicksal zwischen Demokratie und Diktatur entschied, die Weltgeschichte gewissermaßen den Atem anhielt.
Der Leser lernt die 4 Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger, die diese Epoche prägten, intensiv kennen, ihre unterschiedlichen Lebenswege, ihre Herkunft, ihre familiäre Situation. Sie haben die Philosophie bereichert und entwickelt.
Da ist Martin Heidegger, ein Streber, der auf den Katholizismus wegen seiner Karriere verzichtete. Er hat in dieser Zeit sein wichtigstes Buch geschrieben: „Sein und Zeit“.  Er hatte das Ziel,  die Welt von Kant und dessen Dualismus zu erlösen.
Ludwig Wittgenstein - dessen Doktorvater ihn als Genie sah und der selbst über seine Lehren sagte :
"Ihr werdet mich nie verstehen." Er hatte 1911 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Cambridge unter Bertrand Russell studiert. Im Krieg beendete er in der Gefangenschaft in Italien den „Tractatus logico-philosophicus“, in welchem er meinte, alle Probleme des Denkens im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben. Doch kaum einer verstand damals, was Wittgenstein in seinem Werk sagen wollte. Er hatte sein Vermögen der übrigen Verwandtschaft vermacht und  als Grundschullehrer in der Provinz gearbeitet.
Walter Benjamin, der finanziell vom Vater abhängig war, da er sein Geld gern auf Partys und mit Liebschaften verprasste. Er hat den Kritikerbegriff neu definiert und war selbst Kritiker.  Die Zerrissenheit zwischen den Extremen wird für Benjamin zum geradezu Erstrebenswerten der Philosophie.
Der vierte im Bunde ist Ernst Cassirer, ein sehr disziplinierter Wissenschaftler, der bürgerlich gelebt hat. Cassirer war ein origineller Vertreter des Neukantianismus, der in dieser besonderen Dekade seine drei Bände „Philosophie der symbolischen Formen“ veröffentlichte. Sein Leben war erfüllt mit harter philosophischer und schriftstellerischer Arbeit.
Er sah die Kultur als etwas, was sich langsam Schritt für Schritt entwickeln und verändern soll.
Das Buch ist in 4 Schwerpunktabschnitte unterteilt, die gleichzeitig Zeitabschnitte mit philosophischen Schwerpunkten verbinden. Es ist unterhaltend geschrieben und mit einigen Fotos aus dem Leben der 4 Philosophen illustriert. Im Anhang enthält es ua. ein Personenregister, ein Werkregister, eine Auswahlbibliographie.
Ein Buch für alle, die mehr über die 4 deutschen Philosophen erfahren möchten, unterhaltsam und lehrreich.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen