Montag, 14. April 2025

"Unentdeckt" von Gabriela Wiener

 

Inhalt

Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe konfrontiert: ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzählungen: die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zu Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zurücklässt. Und die Parallelbeziehung ihres Vaters, in der dieser mit Vorliebe eine Augenklappe trug. Werden Vorstellungen von Liebe und Lust weitergetragen? – Ausgehend von ihrem Nachnamen wird Gabriela Wiener nicht nur zur Chronistin von Kolonialverbrechen, sondern auch zur Chronistin ihrer selbst. 


Autorin

Gabriela Wiener, geboren 1975 in Lima, ist eine peruanische Schriftstellerin und Journalistin. Zu ihren Büchern gehören »Nueve lunas«, ein Memoir über Schwangerschaft, und »Sexografías«, eine Essay-Sammlung über die zeitgenössische Sexkultur. Für eine Reportage über Gewalt gegen Frauen wurde Wiener mit dem peruanischen Nationalen Journalistenpreis ausgezeichnet. Ihr autobiografischer Roman »Unentdeckt« stand 2024 auf der Longlist für den International Booker Prize und wurde in 8 Sprachen übersetzt.


Herausgeber ‏ : ‎ Kanon Verlag Berlin; 1. Edition (27. Februar 2025)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 192 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3985681651

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3985681655


Meine Einschätzung

Die Autorin begibt sich auf Spurensuche ihres Ururgroßvaters Charles Wiener. Dieser erbeutete im 19.Jahrhundert in den heiligen Orten in den Anden tausende Artefakte - Grabbeilagen...Er war ein jüdisch-österreichischer Forscher. Die historischen Gegenstände kann man heute in großen Sammlungen europäischer Museen sehen. Gern lies er sich als Entdecker von Machu Picchu feiern, doch das entspricht nicht der Wahrheit. Wer war dieser Mann, der keine Skrupel hatte seine Frau und sein Kind in Peru zurück zu lassen. Er stahl nicht nur präkolumbianische Objekte im Sinne der Wissenschaft, sondern brachte auch Eingeborene mit nach Europa. Diese wurden hier für Eintritt unter den widrigsten Bedingungen zur Schau gestellt. Einen kleinen Jungen soll er seiner alkoholkranken Mutter abgekauft haben und an ihm versucht haben, wie die europäische Kultur bei dessen Erziehung in Europa auf seine Entwicklung sich auswirken wird. Die Autorin geht auf Spurensuche. Was ist aus dem kleinen Jungen von damals geworden.

Ausgangspunkt ihrer Forschung ist der Tod ihres Vaters. Sie reist deshalb nach Peru zu ihrer Mutter und erlebt nun einen Strudel von Neuigkeiten, denn ihr Vater hat ein Doppelleben geführt mit zwei Frauen und Kindern. Sie erkennt, dass durch ihren Vater und Ururgroßvater auch bei ihr Parallellen zu ihrem eigenen Beziehungsstatus gezogen werden können. Denn sie lebt in einer nicht einfachen Dreierbeziehung mit einem Lateinamerikaner und einer Spanierin zusammen. Sie selbst lebt ihre Sexualität mit anderen aus und auch ihre Eifersucht macht diese Beziehung fast kaputt. 

In ihrem autobiografischen Roman nimmt die Autorin uns mit auf der Suche nach sich selbst. Schonungslos, oft verzweifelt, völlig offen stellt sie ihr Problem bei der Suche nach der eigenen Identität dar. Ein Buch, das man lange im Gedächtnis behält.

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