Donnerstag, 8. August 2024

Rezension zu "Die vulnerable Gesellschaft: Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit " von Frauke Rostalski

 

Inhalt

Viele der gegenwärtig sehr heftig geführten Debatten sind Ausdruck einer schleichenden Werteverschiebung. Sie verändert unsere Gesellschaft grundlegend, ist uns aber kaum bewusst. Mehr und mehr scheinen wir bereit, Einschränkungen unserer individuellen Freiheit hinzunehmen, um einem gesteigerten Sinn für Verletzbarkeit gerecht zu werden. So verwandeln wir uns langsam in eine Gesellschaft von "Vulnerablen". In ihrer mitreißenden Untersuchung macht uns Frauke Rostalski auf diesen neuen Konflikt zwischen Freiheit und Verletzlichkeit aufmerksam – und plädiert für ein offenes Gespräch: Wieviel Vulnerabilität möchten wir uns auf Kosten der Freiheit zugestehen?


Autorin

Frauke Rostalski geboren 1985, ist Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie, Wirtschaftsrecht, Medizinstrafrecht und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln. Seit 2020 ist sie Mitglied des deutschen Ethikrates. Zuletzt ist von ihr erschienen: "Der Tatbegriff im Strafrecht" (2019) und "Das Natürlichkeitsargument bei biotechnologischen Maßnahmen" (2019).

  • Herausgeber ‏ : ‎ C.H.Beck; 2. Edition (13. Mai 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 189 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3406814611
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3406814617




Meine Einschätzung

Die Autorin beleuchtet in ihrem Buch , wie sehr sich unsere Gesellschaft durch eine schleichende Werteverschiebung in unserer Gesellschaft, hervorgerufen durch sehr heftig geführte Deabtten in unterschiedlichen Bereichen.
Das Buch gliedert sich in folgende Schwerpunkte: 

1. Kennzeichen einer vulnerablen Gesellschaft
2. Der Staat der vulnerablen Gesellschaft ( darunter wird ua. der Staat und Freiheit - eine kleine Geschichte der Souveränität beleuchtet)
3. Das Recht auf dem Weg in die vulnerable Gesellschaft ( dabei geht die Autorin ua. auf die Ausdehnungen des Strafrechts zum Schutz der sexuellen Selbstbestimmung ein)
4. Diskursvulnerabilität

Zu dem Begriff Vulnerabilität schreibt die Autorin:
" Zum Modewort avancierte die Vulnerabilität währen der Pandemie als Bezeichnung derjenigen, deren Gesundheit durch eine Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet war."

Aus dem Kontext der Pandemie wurde der Begriff jedoch sehr schnell auf andere gesellschaftliche Themenbereiche verlagert. 
Das Kennzeichnen von Menschen als vulnerabel dient dabei immer wieder dazu, deren Anliegen und Interessen als besonders bedeutsam festzumachen und die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Dabei, so macht sie deutlich, zeitigen Einsichten in individuelle wie kollektive Verwundbarkeiten gegenwärtig besonders weitreichende Konsequenzen. So ist Vulnerabilität inzwischen auch ein wichtiges rechtliches Thema geworden. 
Frauke Rostalski zeigt, wie sehr Vorstellungen von Vulnerabilität bereits zu Freiheitseinschränkungen im Recht geführt haben – nicht nur in Fragen medizinischer und pandemischer Risiken, sondern auch im Bereich der sexuellen Selbstbestimmung, der Suizidbeihilfe, des Schutzes vor Diskriminierung und des Schwangerschaftsabbruchs. Vulnerabilität ist aber nicht nur das heimliche Leitmotiv eines neuen Rechts und einer neuen Ethik. Sie führt auch eine neue Empfindlichkeit in unsere Debattenkultur ein, die gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zu blockieren droht. Frauke Rostalski fordert uns dazu auf, diese «Diskursvulnerabilität» zu moderieren – damit wir das dringende Gespräch über Freiheit und Verletzbarkeit auch wirklich führen können.
Ein wichtiges Buch, um Anregungen zu geben zu Debatten darüber, die die Entwicklung unserer Gesellschaft weiterführen können.

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