Sonntag, 17. Januar 2021

Rezension zu "Stella" von Takis Würger

 

Inhalt

Es ist 1942. Friedrich, ein stiller junger Mann, kommt vom Genfer See nach Berlin. In einer Kunstschule trifft er Kristin. Sie nimmt Friedrich mit in die geheimen Jazzclubs. Sie trinkt Kognak mit ihm und gibt ihm seinen ersten Kuss. Bei ihr kann er sich einbilden, der Krieg sei weit weg. Eines Morgens klopft Kristin an seine Tür, verletzt, mit Striemen im Gesicht: "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt." Sie heißt Stella und ist Jüdin. Die Gestapo hat sie enttarnt und zwingt sie zu einem unmenschlichen Pakt: Wird sie, um ihre Familie zu retten, untergetauchte Juden denunzieren? Eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht – über die Entscheidung, sich selbst zu verraten oder seine Liebe.

Autor

Takis Würger, geboren 1985, ist Redakteur beim Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«. Im Alter von 28 Jahren ging er nach England, um an der Universität von Cambridge Ideengeschichte zu studieren. Dort boxte er als Schwergewicht für den Cambridge University Amateur Boxing Club und wurde Mitglied in verschiedenen studentischen Klubs.  

Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (11. Januar 2019) 

Sprache: : Deutsch

Gebundene Ausgabe : 224 Seiten 

ISBN-10 : 3446259937 

ISBN-13 : 978-3446259935

Meine Einschätzung 

Dieses Buch hat mich so beeindruckt, dass ich vom Lesen bis zur Rezension einige Tage brauchte, um meine Gefühle dazu zu ordnen.

Die Schreibweise des Autors gefällt mir sehr gut, zieht sie doch den Leser in den Bann der damaligen Zeit und die Geschichte lässt einem beim Lesen spüren, wie kalt und unmenschlich diese Zeit war und wie sich die jungen Menschen nach Liebe und Geborgenheit gesehnt haben. 

Die Geschichte wird in mehreren Erzählsträngen beschrieben. Sie verbindet echte Ereignisse und Personen mit fiktiven Romanfiguren und Geschehnissen. Am Anfang jedes Kapitels steht eine Zusammenfassung der aktuellen Nachrichten an dem jeweiligen in der Geschichte vorkommenden Tag und wird beendet mit Zeugenaussagen des Verrats von jüdischen Mitbürgern, die sich vor den Faschisten versteckt hielten, und deren Schicksal. 

Eine der Hauptpersonen ist der 19jährige Schweizer  Friedrich, aus reichem Elternhaus, der aber immer auf der Suche nach elterlicher Liebe ist und sich selbst als schwachen Menschen sieht. 1943 mitten im 2. Weltkrieg beschließt er nach Berlin zu fahren. Er hat davon gehört, dass dort Juden in Möbelwagen in Lager abtransportiert werden, kann es aber nicht glauben. Auch möchte er an einer Kunstschule ein Studium beginnen, trotz seiner Farbenblindheit. So mietet er in in einem Luxushotel in Berlin ein Zimmer.

Stella, nach der der Roman benannt ist, ist eine Romanfigur, die im wahren Leben Stella Goldschlag hieß ( über ihr wahres Schicksal erfährt der Leser mehr am Ende des Buches). Ihr begegnet Friedrich in der Kunstschule, wo sie Model sitzt. Es ensteht eine zarte Liebe, die beide fast den Krieg und die Faschisten vergessen lässt. Doch Stella umgibt ein Geheimnis, das Friedrich trotz aller Bemühungen nicht enträtseln kann...bis zu dem Tag, als sie plötzlich blutend und geschunden an seine Hoteltür klopft, nachdem sie einige Tage spurlos verschwunden war.

Die dritte Person ist eine fiktive Figur, Tristan von Appen, mit der Friedrich glaubt einen echten Freund gefunden zu haben. Jedoch muss er erkennen, fast zu spät, dass dieser ein SS Mann ist, der sich zwar kultiviert gibt, aber ein Mensch ohne Gewissen ist und für den besonders die Juden Unmenschen sind, die es auszurotten gilt.

Stella, die von den Nazis aufgefordert wird, jüdische Menschen, die sich vor den Faschisten verstecken, zu verraten, um ihre Eltern vor dem Transport in ein Vernichtungslager zu bewahren, wird zur Marionette des Holocaust. 

Wie wird Friedrich mit dieser Erkenntnis umgehen? Wird er seinen Weg im Leben finden oder wird auch er ein Mitläufer der Nazis?

Mit diesem Roman wird die Unmenschlichkeit des Faschismus dargestellt. Es zeigt auf, dass auch schon junge Menschen zu Mittätern geworden sind in einem Vernichtungskrieg, der Millionen Opfer gefordert hat.  Der ganze Wahsinn, das sogar Juden von Juden verraten worden sind und sich durch den Verrat auch oft nicht retten konnten, sondern genau wie die von ihnen verratenen Opfer in den Gaskammern gelandet sind - darf und soll nie vergessen werden. Dazu wird dieses Buch einen großen Beitrag leisten.

 



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