Montag, 22. Januar 2018

Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman von Petra Piuk

Inhalt

Eine schöne Musik, eine heile Familie und eine Liebesgeschichte – das ist das Rezept für einen gelungenen Heimatroman. Schöner und heiler als in Schöngraben an der Rauscher kann die Welt gar nicht sein: heimatverbundene Menschen, ein starkes Wir und eine bevorstehende Hochzeit. Wären da nicht ständig diese Störungen: eine Großcousine, die den Mord in der Familie aufdecken will, eine Moni, die sich in einen Michael verliebt, Figuren, die sich nicht an die Regeln halten, und eine Romanautorin, die mit niederträchtigen Mitteln das glückliche Ende konterkariert.
Im Rahmen einer Gebrauchsanweisung entwirft Petra Piuk die provinzielle Antiidylle und zerstört Stück für Stück den Schein einer heilen Welt. Bitterböse und zugleich höchst unterhaltsam führt sie den Heimatroman ad absurdum und hebelt alle Regeln des klassischen Erzählens aus.

"Die Hebamme stülpt eine Saugglocke über meinen Schädel und zerrt mich aus dem Mutterloch heraus. Ich bekomme einen Schlag auf den Rücken, beginne zu schreien und lerne meine erste Lektion fürs Leben: EINE WATSCHEN IST GESUND."


Autor

Petra Piuk, geboren 1975 in Güssing, Burgenland. Lebt in Wien. Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur. Ihr Debütroman „Lucy fliegt“ wurde mit der Buchprämie der Stadt Wien ausgezeichnet. Mit einem Auszug daraus wurde sie zum Floriana Literaturwettbewerb eingeladen. 2016 erhielt sie den Literaturpreis des Landes Burgenland. 

Gebundene Ausgabe: 208 Seiten 
Verlag: Kremayr & Scheriau; Auflage: 1 (17. August 2017) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3218010799 
ISBN-13: 978-3218010795
zu kaufen:  https://www.amazon.de/Toni-Moni-oder-Anleitung-Heimatroman/dp/3218010799/ref=as_li_ss_tl?ie=UTF8&qid=1516645628&sr=8-1&keywords=petra+piuk+toni+und+moni&linkCode=ll1&tag=httppetrasbue-21&linkId=b4b1c7c84203af488ee66b8527d30af4

Meine Einschätzung 
Die Idee den Leser auf satirische und teilweise ironische Art mitzunehmen bei der Entwicklung eines Anti-Heimatromans finde ich gut. Mir gefällt auch die Geschichte anhand der Hauptgestalt Toni, der als Neujahrsbaby in einem fiktiven österreichischen Dorf geboren wird und dadurch auf die Titelseite der Zeitung kommt, die nun in allen Häusern des Dorfes fein eingerahmt hängt. Wir begleiten Toni in seinem Leben zu einem echten Mann, der sich in Moni verliebt und wie es zu einem richtigen Heimatroman gehört, soll es doch zum Abschluss zu einer Traumhochzeit kommen. Doch das Leben ist kein Ponyhof und der Leser erfährt, dass die Heimatidylle tiefe Abgründe hinter den Kulissen hat. Mit diesem Roman setzt sich die Autorin mit dem Brauchtum auseinander und versucht dabei auch aktuelle Themen - Haltung zu Flüchtlingen, Rechtsextremismus, Rolle der Frau im heutigen Österreich, einzubinden. Gut gefallen haben mir auch die Dialoge, enthalten als Fußnoten durchgängig im Buch, zwischen Lektorin und Autorin, die doch unteschiedlicher Meinung vom Verlauf der Geschichte haben und der dazu drängende Erscheinungstermin, der die Autorin bedrängt doch endlich zu einem Happy End zu kommen.
Gelungen fand ich auch die immer wieder auftauchenden Verse aus verschiedenen Schlagern, oft abgewandelt und damit das echte Leben widerspiegelnd. Auch die Zwischeneinwürfe der Autorin, die den Leser auffordert, sich selber Gedanken zum weiteren Verlauf des Romans zu machen, fand ich interessant.
Was ich nicht so gelungen finde, ist die Darstellung der Abgründe hinter der kitschigen Scheinwelt einer Dorfidylle, da geht es um Mord, abartige Sexpraktiken, Zerstückeln von Leichen...Das hat für mich nichts mit Satire zu tun und hat in dieser Geschichte, die ja die Heimatschnulzen satirisch darstellen soll, nichts zu suchen. Als Leser stand ich da völlig unvorbereitet den besonders letzten Teil des Buches gegenüber. Hier geht es dann schon mehr in Richtung Thriller.
Insgesamt muss ich sagen, die Idee war gut, aber leider ist die Umsetzung zu krass ausgeufert. Diese Art Satire hat mir garnicht zugesagt.

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