Freitag, 27. Januar 2017

Rezension zu "Der Zug der Waisen" von Christina Baker Kline

Inhalt :
New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr Schicksal zu brechen.
Autor: Christina Baker Kline wuchs in England und in den Vereinigten Staaten auf. Sie hat Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet und sich als Buchautorin und Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht. Ihr Roman "Der Zug der Waisen" war in den USA ein großer Erfolg und hielt sich monatelang an der Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt die Autorin in Montclair, New Jersey.
Format : Tachenbuch, Broschur
Verlag:  Goldmann
erschienen: Januar 2017
Seitenanzahl: 350
ISBN: 978-3-442-48161-3
zu kaufen: http://amzn.to/2jFaTWH
Mein Eindruck:
Diese Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Geschickt versteht die Schriftstellerin durch die beiden Hauptpersonen Vivian Daly und Molly - das Schicksal vonWaisenkindern und Pflegekindern im Amerika Ende der Zwanziger Jahre und in der heutigen Zeit lebendig werden zu lassen und zu verknüpfen.
Die einundneunzigjährige Vivian bekommt Molly als Hilfe, um ihren Dachboden aufzuräumen. Molly wird als Pflegekind von einer Familie zur anderen weitergereicht, da niemand so richtig mit ihrem rebellischen Charakter zurecht kommt. Als sie heimlich ihr Lieblingsbuch aus der Bibliothek mit nach Hause nehmen will, wird sie erwischt und zu Sozialstunden verurteilt. Diese darf sie bei der alten Vivian ableisten. Gemeinsam versuchen sie in die vielen Kisten  auf dem Dachboden Ordnung zu bringen...dadurch kommen viele schon längst vergessene Sachen zum Vorschein und die Lebensgeschichte von Vivian wird wieder lebendig...Es ist ein Stück amerikanischer Geschichte, in dem damals mit demWohlfahrtprogramms "Orphan Trains"für Waisenkinder im ganzen Land ein neues Zuhause gesucht wurde. Doch so gut es gemeint war, bedeutete es für viele dieser Kinder, nur Elend und Ausbeutung. Sie wurden zu oft als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und mussten unter elenden Bedingungen leben. Auch Vivian musste viel ertragen, bevor sie an Pflegeeltern kam, die sich bemühten ihr ein gutes Leben zu ermöglichen.
Auch die Geschichte von Molly ist sehr bewegend - ihr Kampf um Anerkennung und Liebe wird sehr gut beschrieben. Beide Frauen haben einen starken Charakter und erkennen sehr bald, dass sie sich gegenseitig unterstützen können.
Die Geschichte ist sehr lebendig beschrieben und man bangt und hofft mit den beiden Hauptgestalten mit, dass alles gut gehen wird. Sehr interessant für mich waren die Beschreibungen des Lebens im damaligen Amerika. Sehr bewegt hat mich die Beschreibung der Situation der Kinder im Waisenzug, ihre Ängste und die Entstehung von kleinen Freundschaften, die mithelfen, die schwere Lage während der Fahrt durch das Land zu überstehen.
Ich kann dieses Buch allen Lesern von geschichtlichen Romanen nur ans Herz legen. Wer wissen möchte, wie Vivian ihr schweres Schicksal überstanden hat und ob es Molly gelingt, mit ihrer Hilfe einen richtigen Platz im Leben zu finden, muss dieses berührende Buch lesen.
Sehr gut finde ich auch die Geschichte über den "Orphan Train" mit Fotos von betroffenen Kindern aus der damaligen Zeit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen