Donnerstag, 6. August 2020

Rezension zu " Das verlorene Kopftuch - Wie der Iran mein Herz berührte" von Nadine Pungs



Inhalt

Ohne Kopftuch auf die Straße gehen, Wein trinken und sich bis über beide Ohren in einen Mann verlieben. All das erlebt Nadine Pungs im Iran, obwohl es streng verboten ist. Von Teheran über den Persischen Golf bis fast an die Grenze zu Aserbaidschan erkundet sie, wie das Land jenseits westlicher Klischees tatsächlich tickt. Sie will staunen und lernen und dieses Land mit all seiner Schönheit und Unerbittlichkeit begreifen. Wortgewaltig schildert sie, wie sich ihre Schwarz-Weiß-Vorstellungen in tausendundeine Schattierung auflösen und wie der Iran sie herausfordert und zugleich beschenkt.

Autorin

Nadine Pungs wurde 1981 im Rheinland geboren, studierte Literaturwissenschaft und Geschichte. Davor, währenddessen und danach tingelte jahrelang als Kleinkünstlerin durch die Dörfer und spielte am Theater. Auf der Suche nach Intensität und Schönheit zieht es sie immer wieder in die Welt. Bei Malik erschien zuletzt "Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman".

Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: NG Taschenbuch; Auflage: 1. (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492406343
ISBN-13: 978-3492406345

Meine Einschätzung

Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, denn als junge Frau ganz alleine ohne Reisegruppe in den Iran zu fliegen und dort dieses Land zu erkunden, erfordert in meinen Augen sehr viel Mut. Ich selbst war als junge Frau im Nachbarland von Iran, in Aserbaidschan und habe dort privat Land und Leute kennen - und lieben gelernt. Aber im Iran ist die Stellung der Frau immer noch mittelalterlich und ich war schon sehr interessiert, mehr von der Autorin und ihren dortigen Erlebnissen zu lesen.
Ich wurde nicht enttäuscht, denn durch einen sehr lebendigen Schreibstil, glaubt man als Leser mit auf die Reise zu gehen. Natürlich nimmt Nadine Pungs auch westliche Vorstellungen von der Unterdrückung der Frau in einem von Mullahs beherrschten Land mit. Doch in Gesprächen mit Mädchen und Frauen zeigt sie uns, dass das Land sich im Wandel befindet. Immer mehr lehnen den Schleier oder das Kopftuch ab und bekommen auch Unterstüzung besonders von den jungen Männern. Doch es gibt immer noch strenge Regeln, sogar in Bussen und Bahnen gibt es extra Abteile für Männer und Frauen. Auch die Strafen für offen gezeigte Liebe, wie zB. einen Kuss in der Öffentlichkeit, oder Fremdgehen sind grausam und mittelalterlich, durch Auspeitschen und Steinigen...
Die Autorin ist sehr erfreut und überrascht über die Gastfreundlichkeit der Menschen, die sie in ihre Häuser einladen und bewirten. Auch bei der Suche eines Hotels, in dem man ohne Probleme übernachten kann, zeigen sich die Menschen sehr hilfsbereit. Auf Ausflügen mit Fremdenführern erlebt die Autorin die Schönheiten der Natur, erfährt viel aus der Geschichte des Landes und findet schnell neue Freunde. Es ist auch eine Reise zu sich selbst, denn in ruhigen Stunden, beim Warten auf den nächsten Bus oder beim Beobachten des Sonnenuntergangs, fühlt sie, dass auch in ihrem eigenen Leben sich etwas ändern muss, damit sie wieder glücklich sein kann.
In dem Buch zeigt die Autorin auch viele politische und gesellschaftliche Hintergründe auf und erklärt sie. Sie beschreibt die Rolle der Revolution, den Sturz des Schahs, die Rolle des Korans im heutigen Leben der Menschen. Das alles ist sehr unterhaltend und interessant.
Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der mehr über das heutige Leben der Menschen im Iran wissen möchte, mehr als oft die Nachrichten der westlichen Welt verbreiten.

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