Dienstag, 17. Mai 2022

Rezension zu " IGLHAUT" von Katharina Adler

 

Inhalt

Sie hat eine Vorliebe für Whiskey-Cocktails und alte Sozialdemokratinnen, hat schlechte Backenzähne, Geldprobleme und ein Talent für den Umgang mit Holz: Iglhaut, die im Hinterhof eines Münchner Mietshauses ihre Werkstatt unterhält. Die freiheitsliebende Iglhaut, die sich immer wieder – ohne eigenes Zutun und definitiv gegen ihren Willen – in nachbarschaftliche Angelegenheiten verstrickt.

Katharina Adlers Iglhaut ist eine Heldin nach Art alter Götter. Aus dem Holz für verlässliche Beziehungen ist sie nicht gemacht, weder in der Liebe noch im Geschäft. Auch ihre Laune: so wandelbar wie das Wetter. Dabei will sie eigentlich nur ihre Ruhe, Ruhe für sich, die Hündin und ihre Arbeit. Doch dann steht da plötzlich eine alte, komplizierte Liebe, drängen immer mehr Anwohner und ihre Geschichten – cholerisch, komisch, ungebeten – in diesen zutiefst menschlichen Roman. Einen Roman, der das Leben feiert, ohne die Augen zu verschließen vor dem, was ist.

Autorin
 
Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Mit ihrem viel beachteten Debüt, «Ida», war sie unter anderem für den Alfred-Döblin-Preis, den Klaus-Michael Kühne-Preis und den ZDF-aspekte-Literaturpreis nominiert. 2019 wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis, 2020 mit dem Premio Letterario Adei-Wizo ausgezeichnet. «Iglhaut» (2022) ist ihr zweiter Roman.  
 
Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Buchverlag; 2. Edition (12. April 2022) 
Sprache ‏ : ‎ Deutsch 
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten 
ISBN-10 ‏ : ‎ 3498002562 
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3498002565

Meine Einschätzung

Die Autorin macht uns bekannt mit einer Frau, die Schreinerin ist und eine Werkstatt in einer Hinterhofgarage in München betreibt, wo sie eigentlich ihren Frieden und ihre kleine Freiheit haben will. Aber dazwischen funken immer wieder Nachbar*innen, Eltern, ehemalige Liebhaber und anspruchsvolle Kundschaft.Es wird von ihrem Alltag erzählt und wir begegnen beim Lesen vielen anderen Charakteren, die teils mit ihr im Haus wohnen oder mit denen sie befreundet ist oder denen sie im Alltag begegnet.

Die Hauptheldin wird mit ihrem Familiennamen genannt. IGLHAUT - ihr Vater hatte den Namen einst so erklärt: es käme von einem versehrten Igel, dem ein Stachel ausgerissen worden war...An schlechten Tagen fühlt sich Iglhaut auch so... Aber meist ist sie voller Tatendrang. Sie kümmert sich um die Sorgen und Probleme ihrer Nachbarn, hat ein liebevolles Verhältnis zu ihrer Mutter und auch zu ihrem Vater, obwohl dieser die Familie verlassen hat und immer wieder mal mit einer neuen Freundin auftaucht. 

Sie selber ist auf der Suche nach einer Beziehung zu einem warmherzigen Mann, wird aber oft enttäuscht... In der wunderbaren Beschreibung des Alltags mit all seinen Höhen und Tiefen, mit viel Humor, aber auch Tragik wird man beim Lesen hineingezogen in eine Welt, die einem selbst bekannt vorkommt. Schnell habe ich die Hauptheldin lieb gewonnen mit ihrer oft derben, aber auch liebevollen Art. Auch die anderen Charaktere kommen einen aus dem eigenen Erleben bekannt vor und so kommt man beim Lesen nicht herum, Vergleiche zum eigenen Leben zu ziehen.

Iglhaut mit ihrer Hündin "Kanzlerin" erlebt keine großen Abenteuer, aber durch die meisterliche Sprachgestaltung der Autorin, ist der Alltag der Hauptheldin voller Spannung und Witz.

Ob es die um eine  Erzählung über eine Pauschalreise nach Ägypten geht, die Restaurierung von Figuren aus einem Kloster, die Betreuung einer alten Dame, die Nierenspende an die eigene Mutter, die Behandlung eines abgebrochenen Backenzahns, die Suche nach einer größeren Wohnung für eine alleinerziehende Mutter mit ihrer Tochter ....Immer ist Iglhaut aktiv dabei.

Mir hat das Buch unterhaltsame Stunden geschenkt und ich wünsche ihm noch viele begeisterte Leser.

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