Samstag, 1. März 2025

Rezension zu " Zorniger" von Eva Förster

 

Inhalt

Nachdem schon seine Frau Franziska vor einigen Jahren an Krebs verstorben war, erleidet Wolfgang Mühlberger den nächsten Schicksalsschlag, als er vom rätselhaften Tod seiner Tochter Nathalie in der Psychiatrie erfährt. Warum ist die Anfang Zwanzigjährige so plötzlich gestorben? Was hat es mit dem Broken-Heart-Syndrom auf sich, das der Psychiater vermutet? Und wer trägt die Schuld an Nathalies Tod? Mühlberger versucht den Tod seiner Tochter zu rekonstruieren und Erklärungen zu finden. Er fährt in ihre Wohnung, durchforstet ihr Handy, liest Tagebucheinträge, trifft sich mit ihrer besten Freundin. Bei dieser Suche lernt er nicht nur seine Tochter ganz neu kennen, sondern stößt auch auf einen ehemaligen Kommilitonen, mit dem er einen schicksalhaften Streit hatte, in den achtziger Jahren, an der Humboldt-Universität. Alte Geschichten und verdrängte Gefühle holen ihn ein.


Autorin

Eva Förster wurde im Jahr 1968 in Berlin- Prenzlauer Berg geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft und Romanistik in Berlin und Paris. Seit Mitte der neunziger Jahre arbeitet sie als Journalistin für Hörfunk und Zeitung, schreibt vor allem Features und Theaterkritiken.

Herausgeber ‏ : ‎ Schiler & Mücke; Erstausgabe Edition (10. Februar 2025)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Taschenbuch ‏ : ‎ 136 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3899304764

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3899304763


Meine Einschätzung

Es ist ein sehr schwieriges Thema, dem sich die Autorin in diesem Büchlein widmet. Ein Mann verliert seine Ehefrau an Krebs, obwohl es so aussah, als wenn sie ihn besiegt hätte. Er versinkt in Traurigkeit, trinkt viel zu viel und vergisst dabei auch seine zwanzigjährige Tochter, die studiert und sich plötzlich selbst in die Psychiatrie einweisen lässt. Auch das weckt diesen Mann nicht aus seiner Lethargie. Er glaubt an die Ärzte, die seiner Tochter schon helfen werden, denn als Grund nimmt er die Trauer um den Tod ihrer Mutter an.

Wolfgang Mühlberger - in der Geschichte Mühlberger genannt- hat Galina, seine Haushalthilfe zur Seite, die Pflegerin seiner Frau war und nach deren Tod vor 3 Jahren, sich weiter um seinen Haushalt kümmert. Sie ist ein herzensguter Mensch, der sich bemüht, Mühlberger aus seiner Lethargie zu befreien und sogar darauf achtet, dass er regelmäßig isst. Sonst lebt er nun allein im Haus, das die Familie zu DDR Zeiten bezogen hat. Seine 20jährige Tochter Nathalie studiert und lebt in einer eigenen Wohnung.

Plötzlich kommt ein Anruf vom behandelnden Arzt seiner Tochter, der ihn mitteilt, dass seine Tochter tot aufgefunden wurde. Es ist ein Rätsel, woran sie gestorben ist, denn körperlich ist sie gesund gewesen...Vermutet wird ein Brocken Heart Syndrom, aber wodurch ausgelöst, bleibt erst einmal ein Rätsel.

Xaver sein Freund versucht ihn zu trösten und regt ihn an, auf Spurensuche zu gehen... So beginnt er nachzufragen und erfährt von Stationsschwestern und Mitpatienten, dass seine Tochter Besuch von einem älteren Mann in der Klinik erhalten hat...Wer war dieser Mann und trägt er Schuld am Tod von Nathalie?

Mühlberger findet in der Wohnung seiner Tochter ihr Tagebuch und ihr Handy. Wird er Antworten auf seine Frage nach der Ursache des Todes von seiner Tochter bekommen? Die Spur führt zurück in die achtziger Jahre, als er an der Humboldt Universität gelehrt hatte. Welche tragische Wendung diese Geschichte noch bringt, könnt ihr in diesem Buch lesen.

Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Die Charaktere der Figuren sind gut herausgearbeitet. Ich habe voller Spannung und Mitgefühl mit dem Vater mitgefiebert, welche Gründe er aufdecken wird. Natürlich ist es traurig und für mich nicht nachvollziehbar, warum er zu seiner Tochter nach dem Tod seiner Frau kaum noch Kontakt hatte. und ja ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass er sich dadurch auch  mitschuldig am Tod seines Kindes gemacht hat. Der Schluss dieser Geschichte ist so unvorstellbar und nimmt einem beim Lesen fast den Atem. Aber lest selber - dann erfahrt ihr auch, warum das Buch den Titel "Zorniger" trägt.



Rezension zu "Die Schatten von Prag" von Martin Becker, Tabea Soergel

 


Inhalt

Prag 1910. Kisch ermittelt in seinem ersten Fall. Prag ist in Aufruhr. Der Weltuntergang steht bevor. Im
Mai 1910 soll die Erde den Schweif des Halley‘schen Kometen kreuzen – ein jeder blickt zum Himmel, und die Verbrecher auf Erden haben leichtes Spiel. Egon Erwin Kisch, berühmt-berüchtigter Reporter der »Bohemia«, ermittelt auf eigene Faust in seinem ersten Fall. Er lässt sich sogar als Schwerverbrecher ins Gefängnis sperren, um mit dem Kopf der Prager Unterwelt Portwein zu trinken. Zum Glück bekommt Kisch Hilfe: Vom tschechischen Zöllner Novák, der sich mit Panikattacken herumschlägt, dem schüchternen Sonderling Brodesser und natürlich von seiner kongenialen Partnerin Lenka Weißbach, eigentlich Medizinstudentin, die sich fürs Böse interessiert und wie ihr Kumpel Kisch in den engen Gassen von Prag zu Hause ist. – Der furiose Auftakt einer neuen Krimi-Serie um Egon Erwin Kisch und Lenka Weißbach als Ermittlerduo.

Autoren

Martin Becker wurde 1982 geboren. Er schreibt Romane sowie Reportagen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er hat in Prag gelebt und die »Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien« geschrieben. Martin Becker lebt mit seiner Familie in Halle (Saale). Gemeinsam mit Tabea Soergel wurde er 2016 mit dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet.

Tabea Soergel, geboren 1983, ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts in Leipzig. Sie schreibt Rezensionen und Radiofeatures, auch immer wieder zu tschechischen Themen. Sie lebt umgeben von viel zu vielen Büchern in Köln. Gemeinsam mit Martin Becker wurde sie 2016 mit dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet.

Herausgeber ‏ : ‎ Kanon Verlag Berlin; 1. Edition (16. Oktober 2024)

Sprache ‏ : ‎ Deutsch

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 312 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 3985681244

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3985681242

Meine Einschätzung

Die Bücher mit Reportagen von Egon Erwin Kisch habe ich schon als Jugendliche geliebt. Um so mehr war ich neugierig auf dieses Buch, das der Beginn einer Reihe von Kriminalfällen ist, in denen Kisch auf Verbrecherjagd geht. 

Die Autoren nehmen uns mit in das Prag des Jahres 1910. Im Mai dieses Jahres soll der Weltuntergang bevorstehen und alle Menschen sind aufgeregt, denn ihr Leben wird bedroht vom Halleyschen Kometen.

Wir tauchen als Leser ein in diese aufregende Zeit. Wir begegnen Menschen, wie Lenka Weißbach, die von Berlin, wo sie Medizin studiert nach Prag zu ihrer Mutter fährt, die an Demenz erkrankt ist und ihre Hilfe benötigt. Schon auf der Zugreise begegnet ihr eine geheimnisvolle Dame, die in der weiteren Handlung eine wichtige Rolle spielen wird. In Prag begegnet Lenka Kisch, den sie schon in Berlin kennengelernt hat. Er bietet ihr einen Job in der Redaktion der BOHEMIA an. Kisch, der immer als erster von Verbrechen in der Stadt erfährt, nimmt sie mit auf Spurensuche. Denn auffällig viele Tote werden in diesem Monat in Prag, oft an der Moldau gefunden. Dort arbeitet auch der Nachtwächter Karel Novak. Seine Aufgabe ist es die Maut für die Überquerung der Franzens Brücke zu kassieren. In letzter Zeit glaubt er Geister zu sehen, die nachts sich am Ufer der Moldau rumtreiben...In seiner Wohnung ist er dabei sich einen Bunker zu graben , um so den Absturz des Kometen zu überleben.

Mir hat das Buch viele spannende Lesestunden geschenkt. Ich wurde von Anfang an in die Handlung hineingezogen. Da ich schon oft in Prag war, sind mir viele der Orte, die im Buch auftauchen, bekannt. Sehr interessant sind die Darstellungen von aktuellen Geschehnissen in dieser Zeit - nicht nur in Prag, sondern auch in anderen Ländern, die in einigen Abschnitten des Buches auftauchen. Auch mehr über die politischen Zusammenhänge in der damaligen Zeit des Deutschen Kaiserreichs zu erfahren, ist sehr interessant für mich gewesen. Die Lebensverhältnisse der Menschen in der damaligen Zeit sind sehr gut recherchiert und klar dargestellt. Es geht dabei vor allem um die Probleme des Zusammenlebens zwischen Deutschen, Österreichern, Tschechen und Juden in Prag. Ein Beispiel dafür ist das einfache Leben der Haushälterin von Lenkas Mutter, die Tschechin ist. Lenka freundet sich mit ihr an und nimmt sie mit auf verschiedene Abendveranstaltungen, die sonst ihr als Tschechin verschlossen gewesen wären. Lenka, die eine lesbische Beziehung zu ihrer Berliner Freundin hat, muss immer in Sorge haben, dass man diese entdeckt. Denn in der damaligen Zeit sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften verboten. Als die Berliner Freundin plötzlich in Prag auftaucht, steht Lenka vor einem Problem. Auch wird es für sie und Kisch immer gefährlicher, als sie eine Spur in den Mordfällen, in denen nun auch Freunde von beiden die Opfer werden, nachgehen. Ob es gelingt alles aufzuklären, kann man in diesem spannenden historischen Krimi nachlesen.

Sehr gut gefällt mir auch, dass am Ende des Buches in einem Kapitel aufgeklärt wird, was in dieser Geschichte im wahren Leben passiert ist oder was von den Autoren erfunden wurde. Für mich ist schon klar, dass ich auch den zweiten Band dieser Krimireihe lesen werde, der im Oktober erscheinen wird. Ihr dürft auf meine Rezension gespannt sein.