Montag, 17. Februar 2020

Rezension zu "Violet" von Tracy Chevalier

Inhalt

England, dreißiger Jahre. Die Abende, an denen Violet mit einer Gruppe ungewöhnlicher Frauen wunderschöne Stickereien für die Kathedrale in Winchester anfertigt, sind der Aufbruch in eine neue Welt. Sie zeigen Violet, dass sie mit ihrem Auszug aus dem mütterlichen Zuhause die richtige Entscheidung getroffen hat. Schnell lernt und schätzt sie die Kunst des Stickens und lässt sich von Arthur in die des Läutens der Kirchturmglocken einweihen. Violet gewinnt durch das starke Band der Freundschaft zwischen den Frauen und die wachsende Nähe zu Arthur an Lebensmut und überwindet die Lebenskrise infolge des Ersten Weltkriegs. Und die Kirchturmglocken könnten wahrhaftig ihr neues Leben in Winchester einläuten…
Chevaliers neuer Roman ist episch, warmherzig und lebendig – eine Hommage an die weibliche Kunstfertigkeit und ein Buch darüber, wie Schönheit auch ein bescheidenes Leben erfüllen kann.

Autorin 

Tracy Chevalier, 1962 geboren, wuchs in Washington D.C. auf. Sie studierte Englisch und arbeitete als Lektorin. Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist ihr zweiter Roman, mit dem sie 1999 international bekannt wurde. Tracy Chevalier lebt mit ihrer Familie in London. Ihr aktueller Roman Violet erscheint 2020 bei Hoffmann und Campe. 

Broschiert: 352 Seiten 
Verlag: Atlantik; Auflage: 1 (4. Januar 2020) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3455007473 
ISBN-13: 978-3455007473

Meine Einschätzung 

Ich war schon sehr gespannt auf dieses Buch, da ich von der Autorin den Roman " Das Mädchen mit dem Perlenohrring" sehr gern gelesen habe. Ich wurde nicht enttäuscht. In ihrer warmen einfühlsamen Schreibweise erzählt die Autorin die Geschichte von Violet in England im Jahr 1932. Violet, die mit ihren 38 Jahren von ihrem Bruder liebevoll "altes Mädchen" genannt wird, hat durch den 1. Weltkrieg ihren Verlobten und einen ihrer Brüder verloren. Mit ihrer Mutter kommt sie nicht zurecht, da diese seit dem Tod ihres Mannes, keinen Gefallen mehr am Leben findet. Auch wenn Violet und ihr Bruder, der bereits verheiratet und Vater von mehreren Kindern ist, versuchen ihre Mutter liebevoll zu behüten, bekommen sie von deren Seite nur Vorwürfe und keine Dankbarkeit.
Violet möchte ein Leben frei von konservativen Regeln. So beschließt sie nach Winchester zu ziehen in eine Pension für ledige Frauen und ihren Lebensunterhalt in einem Versicherungsbüro zu verdienen. Das Leben, das sie erwartet ist hart und entbehrungsreich. Der Lohn reicht oft nicht für eine richtige Ernährung. Trotzdem spart sie sich davon Geld für Kinobesuche ua. Vergnügungen ab.
Als sie durch einen Besuch in der Kathedrale von Winchester auf eine Grupe von Frauen trifft, die sich mehrmals in der Woche treffen, um wunderschöne bestickte Kissen für den Altarraum herzustellen, entbrennt in ihr der Wunsch auch so ein Kissen zu gestalten. In der Gruppe findet sie schnell Anschluss und auch Freundinnen, die immer zu ihr halten. Sie bekommt dadurch neuen Lebensmut und setzt alles daran ihr Ziel, ein selbstständiges glückliches Leben zu führen, zu erreichen. Doch das ist in der damaligen Zeit sehr schwer, denn eine Frau gehört an den Herd, hat Kinder zu gebären und ihrem Ehemann zu gehorchen.
Viele Konflikte werden in diesem Roman angesprochen, die Abhängigkeit lediger Frauen von ihren Brüdern, die Aufgabe, sich um die kranke Mutter zu kümmern, die Verachtung gleichgeschlechtlicher Liebe und lediger Mütter. Die Gefahren, denen ledige Frauen ausgesetzt sind, die als Freiwild für brutale Männer angesehen werden, lernt auch Violet kennen und man bangt beim Lesen um ihr Leben.
Als Violet sich in den verheirateten viel älteren Glöckner Arthur verliebt, schwebt sie auf Wolke 7. Doch wird diese Liebe eine Zukunft haben? Und wie löst sie das Problem mit ihrer Mutter, die nach einem Schlaganfall gepflegt werden muss. Bricht nun ihr Lebenstraum von einem glücklichen selbstbestimmten Leben zusammen?
Mir hat in diesem Buch die Beschreibung des damaligen Lebens mit all seinen Facetten sehr gut gefallen. Als Leser wird man in die Geschichte mit hineingezogen und man erlebt alle Geschehnisse hautnah mit. Auch die Figuren sind lebensnah charakterisiert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Viel habe ich von der Stickerei neu kennengelernt und es hat in mir eine Sehnsucht geweckt, die wunderschönen Kissen in der Kathedrale selbst einmal anschauen zu wollen.
Auch über die Arbeit des Glöckners gibt es viel Interessantes zu erfahren. Jetzt werde ich dem Glockenklang einer Kirche noch bewußter lauschen.
Violet kann für viele Frauen auch heute noch ein Vorbild sein. Sie hat sich durch gesellschaftliches konservatives Denken nicht von ihrem Weg abbringen lassen, ihre eigenen Träume zu erfüllen. Sie steht für viele Frauen, die durch Kriege ihre große Liebe verloren haben und alleine es schaffen mussten, ihr Leben schön zu gestalten. So ist die Geschichte auch gleichzeitig eine Mahnung, Kriege nie wieder zuzulassen und gegen falsche Vorurteile in der Gesellschaft auch heute anzukämpfen.
Ich wünsche dem Buch viele begeisterte Leser.



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